Der Stadtrat wird beauftragt zu prüfen, ob in den Gebäulichkeiten der Reithalle in der Schützenmatte, allenfalls nur vorübergehend, ein Trendsportzentrum eingerichtet, bzw. Trendsportanlagen untergebracht und der Betrieb allenfalls durch die Jugendlichen selbst beaufsichtigt werden könnte.
Begründung
Das Bedürfnis der Jugendlichen nach Trendsportanlagen ist ausgewiesen. Eine entsprechende Jugendmotion ist kürzlich vom Parlament überwiesen worden. Aus verschiedenen Gründen ist die Suche nach einem geeigneten Ort nicht leicht (Erreichbarkeit, Zentrumsnähe, Lärm, Ordnung, Sicherheit etc.).
Der Vertrag mit der Reitbahngesellschaft ist offenbar gekündigt, so dass die Reithalle in der Schützenmatte in wenigen Jahren anderen Nutzungen wird zugeführt werden können. Die Reitbahngesellschaft ist interessiert an der Förderung der Jugend. Sie hat signalisiert, dass sie zu Gesprächen bereit ist und ihr ein positives Projekt für die Jugend durchaus unterbreitet werden könne. Im gemeinsamen Gespräch könnten Lösungen gefunden werden, welche alle Interessen abdecken.
Die Reithalle dürfte für die Einrichtung von Trendsportanlagen geeignet sein, da sie zentrumsnah und gut erreichbar ist. Auf der anderen Seite steht sie dennoch nicht mitten in einem Wohnzentrum, bietet Schutz vor der Witterung und reduziert durch ihre Aussenhülle die Lärmimmissionen. Schliesslich könnten die Investitionen wohl auf einem Minimum gehalten werden, da kaum etwas verändert werden müsste (nur Boden einziehen).
Die Trendsportanlagen könnten mehr oder weniger sofort eingerichtet werden. Die Reithalle bietet sich geradezu an für einen solchen Versuch. Ob das Bedürfnis anhält und der Ort sich längerfristig dafür eignet, könnte in einer Versuchsphase getestet werden, wobei andere Örtlichkeiten durchaus weiter evaluiert werden sollen. Als Vorteil für die Stadt ist ausserdem anzuführen, dass die Stadt die Reithalle ohne grössere Investitionen vorübergehend weiternutzen kann, aber auch genügend Zeit hat, um sich über die langfristige Nutzung der Örtlichkeit Gedanken zu machen.
Es ist klar, dass ein Trendsportzentrum eine gewisse Beaufsichtigung benötigt. Denkbar sind Modelle, in denen die Jugendlichen selber die Aufsicht ausüben. Es gibt auch die Möglichkeit, das Trendsportzentrum als «Filiale» des Jugendzentrums auszugestalten und anderes mehr. Hier ist der Stadtrat gefordert, pragmatische Lösungen zu suchen.
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Im Namen des Stadtrates beantwortet Stadtrat René Rudolf von Rohr das Postulat wie folgt:
Bereits bei der Beantwortung der Jugendmotion betr. «Anlage für Trendsportarten» wurde darauf hingewiesen, dass die Direktion Bildung und Sport einen Versuchsbetrieb im Winter 2003/2004 in der Reithalle starten würde. Leider musste dieser Versuch auf August und September 2004 verschoben werden, da die Reithalle im Winter der Reitbahngesellschaft reserviert bleiben musste. Schade, denn gerade in den Wintermonaten wären auch die Trendsportler auf eine Halle angewiesen.
Schade war auch, dass über die Kilbi die Halle während einer Woche ausgeräumt werden musste, was mit einem grossen Arbeitsaufwand verbunden war. Nur dank der tatkräftigen Mithilfe des Werkhofes gelang es, die konstruierten Elemente herauszunehmen und für die sichere Lagerung über die Kilbitage weg zu transportieren.
Nach dem Versuchsbetrieb im Sommer 2004, der am 4. August mit mehreren Aktionen im Rahmen des Ferienpasses 2004 gestartet und am 24. September mit einem Contest abgeschlossen wurde, lässt sich folgendes Fazit ziehen:
Zur Reithalle als mögliches Trendsportzentrum:
Positives:
- Standort und Grösse der Halle werden als gut bis hervorragend taxiert.
- Der Boden ist mit Holzplatten abgedeckt. Diese sind festgeschraubt und stabil und haben sich in der Versuchsphase grundsätzlich bewährt. Bei dauernder Benutzung müsste jedoch ein feiner Asphaltboden Standard sein.
- Die Einrichtung der Halle mit der kleinen Küche und der Ausgabestelle haben sich hervorragend für den betriebenen Kiosk geeignet.
- Sanitäre Anlagen sind bereits vorhanden, wobei diese bei grösseren Teilnehmerzahlen ausgebaut werden müssten.
- Die speziell angefertigten Anlagen waren ausgezeichnet konstruiert und einfach zusammen- resp. auseinander zu bauen. Sie haben sehr gut in die Halle gepasst und wurden von allen trotz der ansprechenden Steilheit und Grösse intensiv genutzt.
Die Fahrer äusserten sich sehr positiv über diese Konstruktionen, welche jetzt im alten Schlachthof eingelagert sind und für spätere Einsätze wieder hervorgeholt werden können.
Negatives:
- Der Zustand der Halle ist auf Grund der einfachen Verglasung mit einigen defekten Scheiben und dem geringen Isolationswert ungenügend.
- Der Holzboden wurde als extrem rutschig beurteilt, so dass vor allem die Rollerbladefahrer Mühe hatten, darauf zu fahren.
- Durch die Hohlräume im Boden entstanden Lärmimmissionen. Die Metallbleche haben einen dumpfen Ton erzeugt, der die Dezibelzahlen in der Halle hochschnellen liess.
Lärmproblem:
Es wurden regelmässig Lärmmessungen vorgenommen, wobei bei offenen Toren eine maximale Belastung von 72 Dezibel erreicht wurde. Bei geschlossenen Toren wurde der Wert von 60 Dezibel – auch bei starkem Besuch – nicht überschritten. Die installierte kleine Musikanlage hatte keine Auswirkungen auf die Dezibelmessungen, da der Lärm der Skateboards die Musik übertraf.
An die Anwohnerinnen und Anwohner wurden im August 2004 Fragebogen zum Versuchsbetrieb der Trendsportanlage verschickt. Von den 130 verschickten Fragebogen wurden 27 zurückgeschickt. Davon fühlten sich 17 vom Lärm nicht gestört. Bei 5 Antworten waren die Skateboards eine Belästigung. Es wurde jedoch mehrmals erwähnt, dass die Lärmbelastung durch das Open-Air-Kino viel grösser sei...! 2 Anwohner meinten gar, dass sie vom Versuchsbetrieb gar nie etwas gemerkt hätten. Die Antworten zeigen aber auf, dass bei einer ständigen Nutzung der Reithalle als Trendsportanlage bauliche Verbesserungen vorgenommen werden müssen (Fenster, Schallisolation an der Stirnseite gegen die «Alte Mühle»). Trotzdem die Halle jeweils um 21.30 Uhr geschlossen wurde, meinten 4 Anwohner, dass die Benutzerzeiten verkürzt werden sollten. Vor allem am Wochenende sollte die Anlage über Mittag nicht geöffnet sein.
Hallenumgebung:
Die Lage der Halle in der Nähe des Zentrums wurde von den Jugendlichen sehr geschätzt. Die Kinder kamen mehrheitlich zu Fuss. Trotzdem sollte ein Velo- und Mopedabstellplatz geschaffen werden, was unliebsame Konfrontationen mit den Reitern, welche in der Regel mit dem Auto vorfahren, verringern würde.
Besucherzahlen:
Gemäss Eintrittskontrolle haben 516 Schülerinnen und Schüler (exkl. Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Ferienpass) und 221 Erwachsene resp. Jugendliche die Anlage frequentiert.
Öffnungszeiten der Anlage:
Montag und Dienstag geschlossen
Mittwoch 14.00 bis 21.30 Uhr
Donnerstag 14.00 bis 21.30 Uhr
Freitag 17.00 bis 21.30 Uhr
Samstag 10.00 bis 21.30 Uhr
Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr
Die aufgenommene Statistik zeigt, dass vor allem der Mittwoch und die Wochenenden sehr beliebt waren. An den Donnerstagen und Freitagen hätten problemlos noch weitere Benutzer aufgenommen werden können. Am meisten Besucher waren am Mittwoch, 22. September 2004 mit total 47 Kindern/Jugendlichen und 4 Erwachsenen zu verzeichnen. Am wenigsten Besucher waren am Donnerstag, 2. September 2004 mit nur einem Schüler und 5 Jugendlichen zu vermerken.
Trotz der guten Witterungsbedingungen Ende August/Anfang September wurden die Erwartungen mit über 700 zahlenden Besuchern bei weitem übertroffen. Viele positive Feedbacks wurden von Eltern geäussert, die es sehr schätzten, dass ihre Kinder an einem geschützten und beaufsichtigten Ort skaten konnten. Viele hofften, dass die Anlage auch während den Herbstferien noch geöffnet bliebe. Die Halle war aber Ende September bereits für einen anderen Anlass reserviert.
Die Teilnehmerzahlen dokumentieren, dass eine betreute Trendsportanlage in Olten einem echten Bedürfnis entspricht. Durch die Schliessung der Anlagen in Aarau und Aarburg ist in unserer Region keine vergleichbare Anlage mehr vorhanden. Deshalb besteht der Wunsch nach einer festen und betreuten Trendsportanlage nach wie vor.
Betreuung/Aufsicht:
Die Direktion unterstützt die Meinung der Postulanten, dass eine Trendsportanlage eine entsprechende Aufsicht haben muss. Für den Versuchsbetrieb konnte eine Vereinbarung mit Eventprojects unter der Leitung von Lee Aspinall abgeschlossen werden. Für die Aufsicht wurden mehrheitlich Studentinnen und Studenten eingesetzt, die sich damit ein zusätzliches Taschengeld verdienen konnten. Es ist denkbar – und wurde teils auch beim Versuchsbetrieb angewandt -, dass z.B. die Färbi als städtische Jugendorganisation für die Aufsicht eingesetzt werden kann. Eine solche neue Aufgabe müsste im Leistungsauftrag festgehalten und auch entsprechend entschädigt werden.
Positiv hat sich ausgewirkt, dass beim Versuchsbetrieb Personen zur Aufsicht eingesetzt wurden, die den Schülern und Jugendlichen technisch auch Anleitungen geben konnten. Für weitere Verwendungen der Reithalle muss auch eine klare Kompetenzabgrenzung zwischen der Reitbahngesellschaft und der Direktion Bildung und Sport ausgearbeitet werden.
Zusammenarbeit mit der Reitbahngesellschaft: (Mietpreis, Verhandlungen etc.)
Die Direktion Bildung und Sport hat im Vorfeld des Versuchsbetriebes mit der für die Reservation der Reithalle beauftragten Person, Dieter Trümpy, eine Mietvereinbarung ausgearbeitet, welche die Benützung während der vereinbarten Mietdauer im August-September 2004 regelte. Insbesondere mussten auch Zusagen zur Räumung über die Chilbizeit gemacht werden, da die Halle in dieser Zeit traditionellerweise an eine Guggenmusik vermietet wird. Daneben mussten auch Zusagen betreffend Haftpflichtversicherung gemacht werden.
Gemäss Aussagen von Lee Aspinall und der eingesetzten Betreuerinnen und Betreuer gestaltete sich die Zusammenarbeit auf der operativen Stufe als schwierig und nervenaufreibend. Die bisherigen Nutzer empfanden den Versuchsbetrieb als Eindringen in ihre Lokalität und es ergaben sich Abgrenzungsprobleme (Zugang zu Kästen, Spezialräume und Durchgänge, Parkplatzprobleme, WC-Nutzung und Reinigung – wurde während der Mietdauer durch die Stadt besorgt -, Lärmbelastung für die Pferde in den Stallungen). Diese Reibungsflächen, welche sich in Aktivitäten wie Stecker ausziehen, Platz versperren und verbale Äusserungen zeigten, konnten nur nach einer Aussprache geregelt werden – es scheint aber, dass die Dauervermietung der Reithalle von den bisherigen Nutzern nicht oder nur ungenügend toleriert wird.
Für eine weitere Benützung der Reithalle müssen gerade diese Details gelöst werden und es muss auch darauf hingewiesen werden, dass beispielsweise Reparatur- und Schmiedearbeiten der Reiter nicht während den Öffnungszeiten der Trendsportanlage durchgeführt werden dürfen. Ebenso muss die Parkplatzordnung für Mopeds und Velos, wie für die PW’s der Reiter abgesprochen werden.
Kosten:
Für den Versuchsbetrieb wurde vom Stadtrat am 3. Mai 2004 ein Beitrag von Fr. 30'000.— für folgende Posten bewilligt:
- Erstellung von Trendsportelementen Fr. 19'890.—
- Mietpreis Reithalle Fr. 4'000.—
- Entschädigung Eventptrojects Fr. 4'600.—
- Planung/Organisation/Auswertung Fr. 800.—
- Werbung, Versicherung/Reinigung etc. Fr. 710.—
Total Fr. 30'000.—
Gemäss der nun vorliegenden Gesamtabrechnung wurde der bewilligte Kredit wie folgt verwendet:
- Erstellung/Montage Elemente Fr. 19'395.—
- Mietpreis Reithalle Fr. 4'000.—
- Entschädigung Eventprojects Fr. 2'110.60
- Planung/Organisation/Auswertung Fr. 2'684.—
- Werbung, Versicherung, Diverses Fr. 100.—
Total Fr. 28'289.60
Die speziell angefertigten Trendsportelemente haben sich sehr bewährt. Sie wurden demontiert und sind zur Zeit im alten Schlachthof eingelagert. Für weitere Versuchsbetriebe oder gar eine definitive Lösung können sie problemlos zusammengesetzt und wieder aufgestellt werden.
Fazit:
Nach Auffassung der den Versuch betreuenden Equipe von Eventprojects besteht in Olten ein grosses Bedürfnis nach einer überwachten Trendsportanlage. Durch die Schliessung der Anlage in Aarburg und vor allem in Aarau ist in unserer Region keine vergleichbare Anlage vorhanden. Mit einer möglichst ganzjährig benutzbaren und fest installierten Anlage, die betreut wird, wäre Olten um eine Attraktion reicher.
Falls eine solche in den nächsten zwei bis drei Jahren in der Reithalle Schützenmatte realisiert werden könnte, müsste der jetzt noch bestehende Vertrag mit der Reitbahngenossenschaft vorsorglich auf Ende 2005 gekündigt werden. Dann könnte ein Projekt ausgearbeitet werden, das die baulichen Mängel der Reithalle beheben würde und auch Möglichkeiten für weitere Benutzer, z. B. Kletterwand, Beach-Volley-Indoor-Anlage, offen liesse.
Der Stadtrat beantragt, das Postulat zu überweisen und gleichzeitig abzuschreiben. Weitere Abklärungen können vorgenommen werden und dem Parlament kann mit Bericht und Antrag zu einem späteren Zeitpunkt eine Lösung vorgeschlagen werden.