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Bundesgelder für Oltner Quartierentwicklung
„Zusammenleben in den Quartieren fördern“
Seit den sechziger Jahren siedelt sich auch die ausländische Wohnbevölkerung verstärkt auf der rechten Aareseite an, was die unterschiedliche Entwicklung verstärkt und auch die Behörden auf den Platz rief: In seinem Regierungsprogramm 2005-2009 bezeichnet der Stadtrat es als Zielsetzung der stadträtlichen Politik, „eine möglichst ausgeglichene Bevölkerungsstruktur zu erreichen: ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Generationen, zwischen ausländischer und Schweizer Bevölkerung, zwischen Gutverdienenden und Bedürftigen.“
Auch im 2006 gestarteten Mitwirkungsprozess „Olten 2020 – für eine l(i)ebenswerte Stadt“ mit der Oltner Gesamtbevölkerung wurden die unterschiedlichen Entwicklungen der beiden Stadtseiten von Olten – im Falle der rechten Aareseite mit einiger Besorgnis – festgehalten, und es wurde betont, dass es rechtzeitig „Gegensteuer“ brauche. Der Handlungsbedarf wurde auch in der im April 2007 unter dem Titel „Als Ausländer/in in Olten leben“ publizierten Bestandesaufnahme der integrationsrelevanten Strukturen, Angebote und Handlungsfelder in der Stadt Olten durch die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW aufgezeigt: „Es sind Massnahmen angezeigt, die dem Trend zur räumlichen Segregation der ausländischen und schweizerischen Bevölkerung entgegenwirken. Das Zusammenleben in den Quartieren ist durch Gemeinwesenprojekte zu fördern, da sich gewisse Quartiere sonst zu sozialen Brennpunkten entwickeln, in denen Integrationsprobleme verdichtet auftreten.“
Im Projekt „Sicherheit in Olten“, welches im Jahr 2007 eine umfassende Erhebung und Inventarisierung sicherheitskritischer Orte in Olten an Hand von Begehungen mit der Bevölkerung in den Quartieren vornahm und auf dieser Basis einen Massnahmenkatalog formulierte, bildeten das wachsende Unsicherheitsgefühl auf der rechten Aareseite und die dortigen Nutzungskonflikte zwischen Wohnen und teils bis 4 Uhr morgens geöffneten Gastrobetrieben entlang der Verkehrsachse eine wesentliche Erkenntnis, auf die von Seiten der Behörden bereits mit zusätzlichen Kontrollen und Patrouillen reagiert wird. Und auch eine Untersuchung des Detailhandels zeigte Handlungsbedarf im Bifangquartier auf. In seinem in diesem Jahr erschienenen Leitbild postuliert der Stadtrat schliesslich eine „sozioökonomische und soziokulturelle Durchmischung der Wohnbevölkerung“.
Dreiteiliges Entwicklungsprojekt
Mit einem dreiteiligen Quartierentwicklungsprojekt, das auch neue Chancen wie den geplanten Neubau Fachhochschule, das Vorhaben Attraktivierung Aareraum und den laufenden Umbau Bahnhof aufnehmen will, reagiert die Stadtentwicklung Olten auf diese Feststellungen und wird dabei vom Bund im Rahmen des Mehrjahresprogramms Programms „Projets urbains – gesellschaftliche Integration in Wohngebieten“ mit 100'000 Franken unterstützt; und auch der Kanton Solothurn – das heisst die Bereiche Integration und Raumplanung – haben dem Oltner Projekt Unterstützung angekündigt.
Aufgrund der bestehenden Situationsanalysen basiert das Vorgehen auf den drei Säulen Liegenschaftenerneuerung, Quartierentwicklung Bifang und Integrationsmassnahmen. Im Bereich Liegenschaften geht es um die Zielsetzung, den Liegenschaftenbestand mit Hauptakzent Wohnbau auf der rechten Aareseite zu entwickeln und zu erneuern in Zusammenarbeit mit Akteuren der Immobilienwirtschaft – eine Zielsetzung, die später auf die ganze Stadt ausgedehnt werden könnte. Das Quartierentwicklungsprojekt knüpft am direktesten am Mitwirkungsprozess „Olten 2020“ an: Für das Gebiet Bifang soll ein partizipativer Quartierentwicklungsprozess mit den betroffenen Akteursgruppen gestartet werden, der sich auch mit städteplanerischen Fragen im Gebiet des Bahnhofs und des Bifangplatzes beschäftigen wird. Die dritte Säule bildet ein stadtteilbezogener Integrationsprozess mit den Schwerpunkten Schule und Liegenschaften; er soll schwergewichtig von der städtischen Integrationsstelle, die Anfang des kommenden Jahres besetzt wird, in Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern der Schulen und Schlüsselpersonen der ausländischen Bevölkerung an die Hand genommen werden.
Das Oltner Projekt zeichne sich durch zahlreiche Stärken aus, lobt das Bundesamt für Raumentwicklung. Dazu sei die Verknüpfung von raumplanerischen, baulichen und sozialen Massnahmen zu einem integralen Handlungsansatz zu zählen. Das geplante Vorgehen im Bereiche Wohnbauerneuerung erscheine neuartig und vielversprechend. Interessant sei zudem auch die Organisation des Projektes, das im kommenden Jahr gestartet werden soll.
Projets urbains
Im Programm „Projets urbains – Gesellschaftliche Integration in Wohngebieten“ des Bundes werden drei Pilotprojekte und acht Partnerprojekte unterstützt. Pilotprojekte werden in Wohnquartieren von Rorschach, Montreux und Pratteln durchgeführt. Diese Städte stehen am Anfang des Quartierentwicklungsprozesses. Bei den so genannten Partnerprojekten handelt es sich um laufende oder geplante ganzheitliche Quartierentwicklungen. Aufgrund einer öffentlichen Ausschreibung wurden acht Projekte in folgenden Gemeinden ausgewählt: Neben Olten sind dies Baden, Renens, Vevey, Yverdon-les-Bains, Burgdorf, Schaffhausen und Spreitenbach. Das Programm bietet den Gemeinden eine fachliche, technische und finanzielle Unterstützung während drei bis vier Jahren.
Die Bundesunterstützung kommt kleineren und mittelgrossen Städten und Agglomerationsgemeinden zugute, weil dort im Vergleich zu den grösseren Städten weniger integrationsfördernde Institutionen wie Quartierarbeit und Sprachförderung bestehen. Allen Projekten ist gemeinsam, dass sie Impulse für eine höhere Lebensqualität setzen und den sozialen Zusammenhalt stärken wollen. Sie werden in Quartieren umgesetzt, die sowohl mit räumlichen als auch sozialen Problemen wie etwa veraltetem Wohnungsbestand und hoher Dichte benachteiligter Bevölkerungsgruppen konfrontiert sind. Die beteiligten Städte und Gemeinden haben sich verpflichtet, die Massnahmen zur sozialen und räumlichen Aufwertung in ein ganzheitliches Vorgehen einzubetten. Alle auf Quartierebene wichtigen Akteure – die verschiedenen Bevölkerungsgruppen, Liegenschaftseigentümer, Gewerbe, Vereine – sind in die Projekte einzubeziehen.

