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Ambrosia, Feuerbrand & Co.:Umweltfachstelle Olten informiert zum Thema invasive Arten und Feuerbrand
Die Wechselausstellung der Umweltfachstelle, die vom kommenden Donnerstag bis Ende September 2008 in der Eingangshalle im Stadthaus zu sehen ist, gibt einen Einblick in die Problematik invasiver Tiere und Pflanzen. Alle 2-3 Wochen wird eine neue Pflanzen- oder Tierart oder eine Pflanzenkrankheit vorgestellt, die Schäden in den Bereichen der Biodiversität, der Gesundheit und/oder an Infrastrukturanlagen verursacht und deren Ausbreitung kontrolliert werden muss, bevor die Kosten untragbar werden.
Neue Tier- und Pflanzenarten – Bereicherung oder Bedrohung?
Mit der zunehmenden Globalisierung ist ein starker Anstieg des Warentransportes, Verkehrs und Tourismus zu verzeichnen. Dies führt zu ungewollten wie beabsichtigen Einführungen von gebietsfremden Arten in einem noch nie da gewesenen Umfang. Pflanzen- und Tiergesellschaften der unterschiedlichsten Ländern und Kontinenten können verschmelzen und nur schwer zu überbrückende natürliche Ausbreitungsschranken können überwunden werden. Oft mit fatalen Folgen für die Lebensgemeinschaften am neuen Ort. Ansässige Arten werden durch Konkurrenz verdrängt oder regelrecht weg gefressen. Für jene gebietsfremden Tier- und Pflanzenarten, die am neuen Standort einheimische Arten verdrängen, haben sich die Begriffe invasive Neophyten bzw. Neozoen eingebürgert. Das Phänomen tritt weltweit auf und die Schäden sind drastisch. Sie gelten heute neben dem Verlust an Lebensräumen als zweitgrösster Gefährdungsfaktor für die biologische Vielfalt der Erde. Zudem kann die Erwärmung des Erdklimas dazu führen, dass immer mehr gebietfremde Arten aus den Gärten entweichen, sich erfolgreich ausbreiten und die Alpenregion erobern. Doch nicht alle gebietsfremden Arten sind automatisch als negativ zu bewerten. Viele Neophyten in der Schweiz haben sich gut in unser Ökosystem integriert und stellen keine Gefährdung dar. Viele Arten sind sogar wichtige Bestandteile der Ökonomie unseres Landes geworden, man denke nur an die Kartoffel aus Südamerika oder dem Mais aus Mittelamerika.
Feuerbrand und Japanischer Staudenknöterich - problematische Neulinge
In den ersten zwei Wochen der Ausstellung (12. – 27. Juni 2008) werden zwei Neulinge thematisiert - beiden gemeinsam, dass sie sich kontinuierlich ausbreiten, die heimische Flora bedrohen und sehr schwer zu bekämpfen sind:
Der Feuerbrand, eine sehr gefährliche Bakterienkrankheit des Kernobstes und einiger nah verwandter Zier- und Wildgehölze, wurde 1989 zum ersten Mal in der Schweiz festgestellt. Wegen seiner Gefährlichkeit wurde der Feuerbrand bereits 1972 zur gemeingefährlichen Krankheit erklärt und ist gesetzlich meldepflichtig. Im starken Befallsjahr 2007 mussten mehr als 100 Hektaren Obstanlagen mit rund 250'000 Niederstammbäumen gerodet werden, weiter fielen 10'000 Hochstämmer dem Feuerbrand zum Opfer. Aufgrund der Schäden hatte der Obstverband schon seit dem Jahr 2000 eine Bewilligung für Streptomycin gefordert. Das Antibiotikum ist das zurzeit wirksamste Mittel zur direkten Bekämpfung des Feuerbrandes. In den USA wird es seit 1955 und in Deutschland und Österreich mit einer Sonderbewilligung eingesetzt. Das Bundesamt für Landwirtschaft BLW hat den Einsatz des Antibiotikums örtlich begrenzt und befristet während der Hauptinfektionszeit im Frühling 2008 zugelassen, wobei die Verwendung des Pflanzenschutzmittels an sehr strenge Auflagen gebunden sind. Das zugelassene Produkt ist jedoch umstritten. Über den Abbau von Antibiotika in der Umwelt und über den Einfluss der entstehenden Abbauprodukte ist heute noch wenig bekannt. Auch eine Gefahr der Schädigung anderer, nützlicher Bakterien im Umfeld, ist nicht auszuschliessen. Auch befürchten die Imker, dass das Antibiotikum im Honig nachgewiesen werden kann.
Der Japanische Staudenknöterich ist ursprünglich in Südostasien beheimatet und wurde 1823 als Zier- und Futterpflanze nach Europa eingeführt. Mit Ausnahmen des Mittelmeerraumes ist sie heute in ganz Europa verbreitet. Auch in der Schweiz wird die Pflanze immer mehr zu einem Problem. Durch ihren üppigen Wuchs und ihr dichtes Blattwerk lässt die Pflanze keine standortgerechte Vegetation mehr aufkommen. Im Winter frieren die oberirdischen Pflanzenteile ab und der Boden wird kahl zurückgelassen. Ufer- und Strassenböschungen sind dadurch erosionsgefährdert. Der Japanische Staudenknöterich ist mechanisch sehr schwer zu bekämpfen, da die Pflanze ausgedehnte, unterirdische Rhizome bildet, die für eine erfolgreiche Ausrottung bekämpft werden müssen. Auch das kleinste Stück der unterirdischen Ausläufer kann wieder austreiben. Ein gezielter Herbizideinsatz ist die einzige wirksame Bekämpfungsmethode. Aber in Naturschutzgebieten, entlang von Gewässern und im Wald ist die Anwendung von Herbiziden verboten. Der Bund ist nun gefordert, hier die dringend notwendigen Hilfestellungen zu leisten.
Die Ausstellung ist in der Eingangshalle im Stadthaus vom 12. Juni bis am 30. September zu den normalen Stadthausöffnungszeiten zu besichtigen. Während der Ausstellungsdauer werden analog zur Vegetationsentwicklung neue Tier- und Pflanzenarten vorgestellt.
Vorgestellte Art / Pflanzenkrankheit:
Feuerbrand, Japanischer Staudenknöterich (12. – 27. Juni 2008)
Riesenbärenklau (27. Juni – 11. Juli 2008)
Ambrosia (11. – 25. Juli 2000)
Jakobskreuzkraut (giftige einheimische Art) (25. Juli – 8. Aug 2008)
Drüsiges Springkraut (8. – 22. Aug 2008)
Asiatischer Marienkäfer (22. Aug – 5. Sept 2008)
Kanadische Goldrute (5. – 19. Sept 2008)
Goldfisch (19. – 30. Sept 2008)