Rede zur Eröffnung
der Amtsperiode 2005 – 2009
Werter Stadtpräsident
werte Stadträtinnen und Stadträte
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen
Werte Gäste und Vertreter der Presse
Zuerst eine allgemeine Bemerkung, die für einige vielleicht die wichtigste der ganzen Rede ist:
Über die Sitzordnung im Gemeindeparlament wird das Büro an der morgigen Sitzung definitiv entscheiden.
Als ältester – nicht als amtsältester – darf ich in diesem Jahr die Amtsperiode 2005 bis 2009 eröffnen. Das ehrt mich, zeigt mir aber auch, dass ich älter geworden bin. Ich will keine politische Rede halten. Dies überlasse ich der neuen Parlamentpräsidentin, wobei ich sagen muss: jede Aussage kann politisch sein und politisch gedeutet werden. Sie müssen auch keine Kapuzinerpredigt erwarten, die auf Schwachpunkte in der Politik - beim Stadtrat oder beim Parlament – hinweisen würde. Da hätte ich zwar aus den letzten vier Jahren einige auf Lager. Ich will zum Anfang einer neuen Amtperiode einige positive Punkte erwähnen, denn positives Denken verändert, kritisieren schwächt.
Olten: Vor 12 Jahren habe ich mich definitiv in dieser Stadt niedergelassen. Ich habe damals eigentlich – wie so viele Schweizerinnen und Schweizer - nur den Bahnhof und einige Restaurants – nicht einmal die besten gekannt. Wenn ich heute Freunden Olten zeige, sagen sie mir immer wieder: Wir wussten nicht, welchen besonderen Reiz diese Stadt hat. Der Blick vom Stadthausdach aus bringt alle immer wieder zum Staunen. Olten ist eingebettet zwischen den 4 Hügeln, liegt am Flusslauf der Aare, ist offen in 3 Himmelsrichtungen und durch den Tunnelbau auch in die 4. Richtung. Olten ist besser als sein Ruf, die Oltnerinnen und Oltner müssen dies auch glauben wollen und es nach aussen kundtun, dann wird auch der Ruf besser.
Das Wort Olten ist für mich nicht nur ein Ortsname für eine kleine Schweizer Stadt mit einer langen Geschichte und Tradition als Brückenkopf und Durchgangsstation in alle Richtungen oder als Zentrum für Begegnung und Austausch. Das Wort Olten enthält auch ein Programm. Ich will dies kurz erläutern:
Das O kann stehen für Orientierung: Viele Menschen orientieren sich täglich auf dem Bahnhof Olten und fragen, in welche Richtung sie weiterfahren müssen. In und an Olten kann Mann und Frau sich orientieren. Für mich steht aber das O auch für Offenheit. Olten ist offen in alle Himmelsrichtungen. Aber auch die Menschen hier sind offen. Vielleicht macht dies die Landschaft. Ich habe dies selber erlebt, wie offen die Oltnerinnen und Oltner sind. Hier gibt es keinen „Teig“ oder „Kuchen“ wie in andern Schweizer Städten und Städtchen (vielleicht nur kleine Kuchenstücke). Als Neuzugezogener wird jemand schnell aufgenommen und gehört dazu, falls er oder sie sich auch selber eingibt. Olten ist offen für Neue und Neues und damit für die Zukunft.
Das L steht für Leben, lebendig: Olten ist nicht nur an der Fasnacht, dem Schulfest und der Chilbi eine lebensfrohe Stadt. Olten lebt, zeigt Lebensfreude und hat in der nächsten Umgebung sehr viel Lebensraum. Schützen wir diesen Lebensraum in und ausserhalb der Stadt, pflegen wir ihn und nutzen wir ihn auch. Olten soll kein Muse-um oder Nationalpark sein sondern ein Ort, eine Stadt, in der sich alle Menschen wohl fühlen und gern leben wollen.
Das T steht für Toleranz: Durch die Offenheit und die Zentrumsfunktion kommen in Olten viele Menschen zusammen: Menschen mit ihrer Verschiedenartigkeit, mit ihren andern Meinungen und aus andern oft fremden Kulturkreisen. Wir haben gelernt, andere Meinungen zu akzeptieren. Wir setzen uns mit ihnen auseinander. In Olten leben sehr viele Menschen aus andern Kulturen. Sie gehören in unser Stadtbild und sicher gelingt es noch, ein gutes Integrationsprojekt mit einer Integrationspolitik der Stadt zu realisieren, an dem sich auch andere Gemeinden orientieren können.
Das E steht für Entwicklung: Eine Stadt ohne Entwicklung ist eine tote Stadt. Das war Olten nie und wird es auch in Zukunft nicht sein. Dabei denke ich nicht nur an eine bauliche Entwicklung oder Verkehrsführung – dies auch, aber noch mehr an eine kulturelle und soziale Entwicklung. Mit neuen Ideen und Konzepten müssen wir auf neue Fragen und Probleme eine Antwort finden. Dies ist die Aufgabe, die Stadrat und Parlament wahrnehmen müssen. Etwas von dieser Entwicklung zeigt sich für mich auch im Folgenden: In Olten sind viele Persönlichkeiten gross geworden, die über die Stadtgrenze hinaus gewirkt und einiges bewirkt haben und in der heutigen Zeit noch wirken – manchmal auch humorvoll und nicht so tot ernst.
Das N steht für das Neue: Neues hat immer auch mit Unbekannten zu tun. Die Entwicklung ist nicht in allen Teilen berechenbar. Dies löst oft auch Ängste aus. Wir müssen diese akzeptieren und sie abbauen versuchen. Wir können uns nicht der neuen Entwicklung verschliessen, die eben auch negative Seiten hat – wie z.B. die steigenden Sozialkosten. Hier müssen wir neue Antworten finden, die an den Ursachen etwas ändern, oder wir müssen auch die Schattenseiten des Neuen akzeptieren.
Olten ist offen und lebendig, tolerant gegenüber Andersdenkenden und Fremden. So kann sich die Stadt auch entwickeln und auf heutige Fragen und Probleme neue Antworten finden. Im Wort Olten steckt ein Programm für die Zukunft, die wir als Politikerinnen und Politiker in den nächsten 4 Jahren mit kleinen Schritten – hoffentlich nicht mit Rückschritten – prägen können. Ich wünsche uns allen, Stadtrat wie Parlamentarierinnen und Parlamentariern, dass wir diese Idee im Auge haben, wenn wir mit unserer Politik zum Wohle aller Oltnerinnen und Oltner Projekte und Anträge bearbeiten und beurteilen müssen.
Noch ein kurzes Wort des Dankes: Es ist nicht selbstverständlich, dass sich heute Frauen und Männer für ein Amt zur Verfügung stellen. Es ist auch nicht immer leicht, sich der politischen Auseinandersetzung zu stellen – sich mit seiner Meinung zu exponieren. Und doch ist es wichtig, dass wir dies tun. Ich danke Ihnen allen, dass sie nicht locker lassen und hier mitarbeiten wollen. Ich danke aber auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung und der städtischen Betriebe, dass sie ihre Kräfte in den Dienst dieses Gemeinwesens stellen und mithelfen, an seiner Zukunft zu arbeiten.
Damit eröffne ich die Amtsperiode 2005 bis 2009 und wünsche allen eine erfolgreiche Amtszeit.
Werner Good/16.8.2005