Am 11. Januar 2013 haben Markus Ammann (SP-Fraktion) und Mitunterzeichnende folgenden Vorstoss eingereicht:
„Der Stadtrat wird gebeten zu prüfen, in welcher Form die Integration der Sammlungen Franz Gloor und Roland Schneider in die städtische Museumslandschaft am besten vorgenommen werden könnte. Er wird insbesondere gebeten zu prüfen, wie ein eigenes, modernes Museum (oder mindestens eine eigenständige Abteilung eines bestehenden Museums) zur Förderung und Erhaltung der Fotografie im Gebiet Jurasüdfuss realisierbar wäre.
Begründung:
„Olten ist keine Fotostadt – war sie nie und wird sie wohl auch nicht werden.“(Marco Grob, Fotograf, KOLT 4/12).
Fotografie ist heute unbestritten ein wertvolles Kulturgut, allerdings ein junges und vielerorts noch stark verkanntes. Die Fotografie hat viele Seiten. Als neues bildgebendes Medium anfangs des 19. Jahrhunderts entstanden, hat sie sich in höchst unterschiedliche Richtungen entwickelt: Sie kann heute unter technischen, wissenschaftlichen, ökonomischen, kommerziellen, gesellschaftlich-sozialen oder künstlerischen Aspekten betrachtet werden und dient dokumentarischen, bildenden, journalistischen Zwecken u.v.a.m.
Die Fotografie hat nun eine 200 jährige (eigene) Geschichte und bildet seit 200 Jahren Geschichte ab.
Der Jurasüdfuss, und damit eng verbunden die Stadt Olten und der Kanton Solothurn, hat einige hervorragende Fotografen hervorgebracht. Und damit hat die Region auch das Glück, ebenso hervorragende Künstler und Dokumentaristen der regionalen Geschichte zu haben.
Die oben erwähnten Fotosammlungen der Stadt – neben diesen und möglichen kommenden Schenkungen ist auch an die vielen weiteren Fotodokumente im Stadtarchiv, im historischen Museum oder aus Industriearchiven zu denken – können wunderbar in den Kontext der Sammlungen und Ausstellungen im Kunstmuseum, der Kunst des 19. Jahrhunderts und selbst des Naturmuseums gestellt werden. Bereits heute besteht eine enge Verbindung zum Stadtarchiv und zum historischen Museum. Die Fotografie des Jurasüdfuss (in welcher Form auch immer aufbereitet) ist lebendige Bereicherung der Oltner Kultur- und hoffentlich bald auch der Museumslandschaft und kann effektiv verschiedene Lücken zwischen der vorhandenen Kunst des 19. Jh., der (neueren) lokalen Geschichte und der Moderne bis hin zur Aktualität schliessen. Sie bereichert das Oltner Angebot vorteilhaft, ist eine Abrundung und ein Gewinn für Stadt, Region und Kanton.
Die Integration der Fotografie in die Oltner Museumslandschaft hat zudem den Vorteil, dass sich ein aktiver und aufgeschlossener Trägerverein dem Thema bereits widmet. Mit der Fotografie hat Olten die Chance, sich sogar weit über den Kanton hinaus einen Namen zu machen und sich von anderen Angeboten abzuheben.
Die Museumslandschaft in Olten wird schon seit Jahren, und immer wieder, heiss diskutiert. Sie bewegt sich aber kaum. Das Bedürfnis nach einer Veränderung und Modernisierung ist - nicht zuletzt aus baulicher Sicht – aber akuter denn je. Ein Wettbewerb für die Räumlichkeiten steht vor der Tür. Gerade noch rechtzeitig ist die Chance da, auch inhaltlich mit einer neuen Sparte den Schritt in die Moderne zu wagen.
Es ist richtig: Olten ist (noch) keine Fotostadt, aber sie hat das Potential im Mittelland eine wichtige zu werden!“
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Stadtpräsident Ernst Zingg beantwortet im Namen des Stadtrates den Vorstoss wie folgt:
Aktuell verfügen das Stadtarchiv und das Historische Museum Olten über beachtliche Fotosammlungen mit über 700‘000 Einheiten. Während die Fotos im Stadtarchiv weitgehend dokumentarischen bzw. historischen Charakter haben, kommt bei den Sammlungen des Historischen Museums ein „künstlerischer“ Aspekt hinzu: Aus der engen und erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem Oltner Fotografen Franz Gloor ergab sich eine Schenkung von dessen Werk ans Historische Museum. Da die Fotografen Franz Gloor und Roland Schneider über viele Jahre eng zusammenarbeiteten und sich einzelne Fotos sogar nicht mehr eindeutig einem der beiden zuordnen lassen, bot es sich geradezu an, auch das Werk von Roland Schneider ins Historische Museum zu integrieren, was durch eine weitere Schenkung möglich wurde.
Auf Grund der guten Zusammenarbeit der Institutionen auf dem Platz Olten spielt es keine Rolle, welche von ihnen die Werke beherbergt; sie stehen allen für Projekte zur Verfügung, auch dem privaten Verein Archiv Olten. Wichtiger ist, dass sie im Kulturgüterschutzraum fachgerecht aufbewahrt werden können. Die heutigen Sammlungen sind somit bereits in die Museumslandschaft integriert; sie werden denn auch regelmässig erfolgreich in Ausstellungen eingesetzt, wie die gegenwärtig im Historischen Museum laufende Von-Roll-Ausstellung zeigt. Wichtig ist in diesem Sinne, dass die Werke für das Publikum sichtbar sind und nicht wie die dafür zuständige Organisation im Hintergrund gestaltet ist.
Was weitergehende Pläne – Übernahme weiterer Sammlungen, Schaffung einer eigenständigen Abteilung oder gar eines eigenen Museums – angeht, so bestehen derzeit von Seiten der Stadt Olten weder Absichten noch Möglichkeiten: Was die Sammlungen angeht, beschränkt sich die Stadt Olten aus Gründen der nicht vorhandenen Ressourcen auf Werke von Künstlern, die einen unmittelbaren Bezug zur Stadt Olten haben; dies in Absprache mit den Zuständigen des Kantons Solothurn, die ebenfalls keine Mittel für weitergehende Vorhaben im Sinne einer „Fotografie des Jurasüdfusses“ zur Verfügung stellen können. Allein schon die Aufarbeitung des Archivs von Franz Gloor mit rund 500‘000 Einheiten – Groberschliessung, Bewertung, Gruppenerschliessung, Umlagerung, Digitalisierung – würde laut einer vom Historischen Museum und vom Stadtarchiv in Auftrag gegebenen Expertise Kosten in der Höhe von rund 280‘000 Franken verursachen. Eine Erschliessung auf Einzelobjektebene würde gar 540 Monate oder umgerechnet 36 Jahre erfordern...
Die eingeschränkten personellen und finanziellen Mittel verhindern in diesem Sinne auch die Schaffung eines eigenen Museums für Fotografie. Es wird in den kommenden Jahren vielmehr darum gehen, mit einer Konzentration der Mittel gute Voraussetzungen zu schaffen, damit die drei bestehenden Museen ihren definierten Auftrag erfüllen können.
Aus den erwähnten Gründen beantragt der Stadtrat dem Gemeindeparlament, das Postulat zu überweisen und – auf Grund der erfolgten Abklärungen – gleichzeitig als erfüllt abzuschreiben.