1. Ausgangslage
Zu den grossen und wertvollen Sammlungsbeständen des Historischen Museums Olten zählen die vor langer Zeit, weitgehend in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, vor¬wiegend durch Schenkungen zusammengetragenen Werkgruppen früher Keramiktypen. Durch Dokumentations- und Forschungsarbeiten der Oltner Ärztin und Keramik¬spezialistin Maria Felchlin wurden diese Objektreihen in nationalen Fachkreisen gut bekannt. Zeitweise waren ausgewählte Werkgruppen in Ausstellungen zu sehen.
Die Stadt Olten lässt seit einigen Jahren durch Projekte des Historischen Museums die in dessen Beständen aufbewahrten städtischen Sammlungen neu erfassen und dokumen¬tieren. Die genaue Kenntnis der Sammlungen, die sich im Besitz der Einwohnergemeinde befinden, ist für eine zielgerichtete Museumsarbeit unerlässlich und bildet eine Grundlage für die erfolgreiche zukunftsgerichtete Sammlungsstrategie.
Die Leitung des Historischen Museums Olten plant demzufolge in Absprache mit der Subkommission des Museums und mit dem Stadtpräsidium das schrittweise Vorgehen in einem mehrjährigen Inventarprogramm, und es beabsichtigte in den folgenden Jahren als ein weiteres Teilprojekt auch die Bestandesaufnahme der Keramik einzuleiten.
Nun ist dem Historischen Museum Olten kürzlich das Angebot der in der Schweiz ansässigen Ceramica-Stiftung unterbreitet worden, wonach ein Beauftragter dieser Stiftung, Roland Blaettler, Solothurn, noch im laufenden Jahr die umfangreichen historischen Keramikbestände der Stadt Olten neu inventarisieren soll. Diese Arbeiten sind Bestandteil eines nationalen Projekts der Ceramica-Stiftung zur Erfassung aller älteren Keramikobjekte (vor 1950) in grossen öffentlichen Sammlungen der Schweiz. Nach einem ersten Projekt über die Gegenstände in Museen des Kantons Neuenburg bearbeitet die Ceramica-Stiftung zur Zeit die solothurnischen Sammlungen. Die ersten wichtigen Bestände der Museen in Solothurn und Matzendorf hat Roland Blaettler seit dem Frühjahr 2012 bereits dokumentiert, und jetzt folgen die Untersuchungen der dritten bedeutenden Keramiksammlung im Kanton, die dem Historischen Museum Olten gehört. Der Bearbeiter schätzt den dafür nötigen Zeitbedarf auf mehrere Monate. Die Kosten für die Tätigkeit des Experten, die Erfassung der Merkmale in der Datenbank der Ceramica-Stiftung und für die Fotografie aller Objekte trägt die Ceramica-Stiftung.
Von grosser Bedeutung ist die geplante Publikation der Forschungsergebnisse, für welche die Ceramica-Stiftung voraussichtlich zu einem späteren Zeitpunkt zum Beispiel beim Lotteriefonds des Kantons Solothurn Druckkostenbeiträge beantragen wird.
Über die noch wenig bekannten Keramikobjekte aus der jüngsten Zeit (nach 1950), die von der Ceramica-Stiftung nicht erfasst werden, muss das Historische Museum Olten zu einem späteren Zeitpunkt ein eigenes Inventarprojekt planen.
2. Erwägungen
Mit dem geplanten Projekt profitiert die Stadt Olten von bedeutenden, kostenlosen Dienstleistungen in einem wichtigen Teilbestand der städtischen Sammlungen. Die Bezeichnung von Roland Blaettler, der als Experte und langjähriger Leiter des wichtigsten schweizerischen Keramikmuseums, der Ariana in Genf, über herausragende Kenntnisse in seinem Fachgebiet verfügt, als Projektbearbeiter garantiert für die hohe Qualität der Inventararbeiten.
Dank diesem Projekt kann die Stadt Olten darauf verzichten, das anspruchsvolle und zeitintensive Teilinventarprojekt über die rund 1500 bis 2000 Objekte selbst in Auftrag geben zu müssen. Das kantonsübergreifende Publikationsprojekt vergleicht zudem die qualitätvollen Oltner Bestände mit andern Sammlungen. Auf diese Weise wird die Stadt die Bedeutung dieser Objekte in ihrem Besitz besser kennen.
Das Projekt der Ceramica-Stiftung erfordert indessen vom Historischen Museum Olten zweckmässigerweise verschiedene Begleitmassnahmen.
Gegenwärtig befinden sich die Keramikbestände des Museums, weil die definitiven Depoteinrichtungen im Kulturgüterschutzraum noch nicht vorhanden sind, in provi¬sorischen Zwischenlagern und verschiedenen, ungeordneten Ablagen und Trans¬portbehältnissen. Das Material muss vom Museum aus den Depots zusammengetragen und für den Bearbeiter bereitgestellt werden.
Weil die älteren Sammlungsdokumentationen des Historischen Museums lückenhaft sind und von den ehemaligen Sachbearbeitern in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach unterschiedlichen Ordnungssystemen angelegt worden sind, hat die Museumsleitung beschlossen, im Verlauf des laufenden Inventarprojekts die gesamten Bestände neu zu ordnen und zu nummerieren. Diese Arbeit muss nun zwingend im Zusammenhang mit dem Projekt der Ceramica-Stiftung auch für die Keramiksammlung geleistet werden, weil die Stiftung über die gültigen Inventarnummern informiert werden muss.
Anschliessend sind die von der Ceramica-Stiftung dokumentierten Objekte sorgfältig und geordnet neu zu verpacken, damit sie bis zur Einrichtung von Rollgestellanlagen im Kulturgüterschutzraum provisorisch in externen Depots eingelagert werden können.
Die Vereinbarung zwischen der Ceramica-Stiftung und der Stadt Olten über die Projektarbeiten garantiert, dass die vom Bearbeiter erfassten Daten und Fotografien der Sammlungsobjekte dem Historischen Museum Olten zur Verfügung gestellt werden. Die Übernahme der Daten und deren Integration in die Dokumentation des Historischen Museums verursachen einen gewissen, wenn auch nicht sehr grossen Programmierungs- und Bearbeitungsaufwand.
3. Finanzielle Auswirkungen
Der geschätzte Aufwand für die Leistungen des Museums beläuft sich auf folgende Beträge:
Transporte, Bereitstellung der Objekte, voraussichtlich durch Zivildienstleistende: CHF 1500
Ergänzung der Inventardatenbank, Objektnummerierung, Beschriftung: CHF 4'000
Verpackungsmaterial (teilweise schon bestehend): CHF 1'000
Datenverarbeitung: CHF 5'000
Total Projektaufwand: CHF 11‘500
Die von der Ceramica-Stiftung vorgesehene Bearbeitung könnte notfalls auch ohne die oben beschriebenen Leistungen auf Seiten der Stadt bzw. des Historischen Museums stattfinden. Für einen geordneten Ablauf der Arbeiten, die zweckmässige Bezeichnung der Objekte und die sinnvolle Strukturierung der Inventardaten sind indessen die beantragten Massnahmen im Interesse der Stadt Olten als zwingend zu bezeichnen.
Da das Angebot der Ceramica-Stiftung kurzfristig an die Stadt Olten herangetragen wurde, konnten die entsprechenden Kosten nicht budgetiert werden, weshalb die Direktion Präsidium dem Stadtrat die Gewährung eines Nachtragskredits in der Höhe von CHF 11‘500 zu Gunsten Konto 307.315.01 Unterhalt Mobilien und Museumsgut beantragt.
Beschluss:
1. Für die begleitenden Massnahmen während der Inventarisierung der Keramiksammlung des Historischen Museums Olten durch die Ceramica-Stiftung wird ein Nachtragskredit von CHF 11‘500 zu Gunsten Konto 307.315.01 Unterhalt Mobilien und Museumsgut genehmigt.
2. Die Direktion Präsidium wird mit dem Vollzug beauftragt.