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Kirchgasse: Neugestaltung und Busumlegung kommen vors Volk
Ziel ist eine nachhaltige Entwicklung der Innenstadt als gesellschaftliches, kommerzielles und kulturelles Zentrum der Stadt und Region Olten. Dazu sollen die öffentlichen Räume schrittweise aufgewertet und die vielfältigen Aufenthaltsbereiche für die Bevölkerung und das Gewerbe besser nutzbar gemacht werden. Das Flanieren und der Langsamverkehr werden durch Entschleunigung und Entlastung vom Durchgangs- und Parksuchverkehr gefördert. Zentral ist auch die Sicherstellung einer attraktiven Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr und eines attraktiven Parkierungsangebots.
Kirchplatz als „Hauptplatz“
Unmittelbar vor dem Eingang zur Altstadt breitet sich der Kirchplatz aus. Hier beherrscht die auf ein sockelartiges Podest gestellte Stadtkirche mit ihrer klassizistischen Eingangsfassade und vorgelagerten Treppenanlage die Situation. Heute sind diese schönen stadträumlichen Gegebenheiten optisch gestört durch die Auswirkungen des Verkehrs: Unterschiedliche Beläge, hohe Trottoirkanten, Bushaltestellen, Parkierungen, Abschrankungen und zahlreiche Beschilderungen prägen den Ort.
Mit der neuen Gestaltung im Baustein Kirchgasse/innere Baslerstrasse Süd/Kirchplatz West sollen die Qualitäten dieses Ortes wieder hergestellt werden: Die Kirchgasse, als histori-sches Entree zur Altstadt, soll zum repräsentativen, flexibel nutzbaren „Hauptplatz“ der Oltner Innenstadt werden, belebt von Detailhandel, Gastronomie und Museen, und als Treffpunkt, Kulturort sowie Markt- und Festplatz für die Bevölkerung dienen.
Belag von Fassade zu Fassade
Konkret wird der Bereich Kirchgasse, innere Baslerstrasse Süd und Kirchplatz West mit ei-nem hellen Bodenbelag von Fassade zu Fassade gestaltet. Die Baumreihe auf der Ostseite der Kirche bleibt bestehen, diejenige auf der Westseite wird um einzelne Bäume gelichtet, um die Kirche richtig sichtbar an den Munzingerplatz zu stellen und die Aufenthaltsbereiche zwischen den Bäumen aufzuwerten. Im Bereich östlich neben der Liegenschaft Kirchgasse 4 ist ein zum Verweilen und Spielen einladender Brunnen vorgesehen. Die Zone vor den Geschäftshäusern an der Baslerstrasse wird mit einem Bundstein leicht abgesetzt, in der Kirch-gasse untermalt ein Granitband die Chorherrenhäuser. Damit wird den Richtlinien der Schweizerischen Fachstelle für behindertengerechtes Bauen entsprochen.
Die Wasserleitungen in der Kirchgasse und inneren Baslerstrasse sind rund siebzigjährig und müssen vollständig ersetzt werden. Auch das Strassenbauwerk ist sanierungsbedürftig. Die Kosten für die Kanalisationsarbeiten werden über die Abwassergebühren finanziert. Für den Anschluss von Strom und Wasser für Festaktivitäten werden Infrastruktur-Anschlusspunkte bereitgestellt.
Ein wichtiges Element für die Gestaltung des neuen „Hauptplatzes“ in der Innenstadt ist auch die Erneuerung der öffentlichen Beleuchtung. Vorgesehen ist eine Kombination aus drei Lichtarten: ein Grundlicht für die eigentliche Strassenbeleuchtung, ergänzt durch elliptische „Lichtflecken“, sowie die Anstrahlung der Stadtkirche und weiterer ausgewählter Gebäudefassaden am Kirchplatz.
Sperrung der Kirchgasse zwingend
Die Sperrung der Kirchgasse für den Autoverkehr ist eine zwingende, bereits beschlossene flankierende Massnahme zur Eröffnung der Entlastungsstrasse ERO im Frühling 2013. Zusätzlich soll die innere Baslerstrasse Süd gesperrt werden, um die Voraussetzung für den neuen, grosszügigen Stadtplatz mit direkter, gefahrenfreier Anbindung an die Altstadt zu schaffen. Nur die Buslinie 3 und in Zukunft eine weitere Stadtbuslinie (SüdWest – Bahnhof Nord) verkehren weiterhin über die innere Baslerstrasse und Mühlegasse.
Die Verkehrsregelung in dieser Zone entspricht im Wesentlichen derjenigen in der Altstadt: Während den Morgenstunden bleibt die Zone offen für den Güterumschlag. Berechtigt sind zudem Hotelgäste, Anstösser und Taxis. Im Unterschied zum Altstadt-Regime bleibt aber der Veloverkehr generell zugelassen.
Im Zuge des neuen Verkehrsregimes werden die 15 Parkplätze in der Kirchgasse aufgehoben. Die Umlegung der Buslinien und die Einführung des Gegenrichtungsverkehrs auf der östlichen Konradstrasse setzen die Aufhebung von weiteren 15 Parkplätzen in den Knotenbereichen der Konradstrasse voraus. Den Aufhebungen stehen freie Kapazitäten in den Parkhäusern Innenstadt und auf der Schützenmatte gegenüber. Dort entstanden im Übrigen durch den Abriss der Reithalle vor nicht allzu langer Zeit gegen 40 neue Parkplätze in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt.
Bus fährt in der Konradstrasse
Die attraktive Erschliessung der Innenstadt mit dem öffentlichen Busverkehr ist ein zentraler Pfeiler der Verkehrsstrategie des Stadtrates. Zu den Grundsätzen gehört, dass die Linienführung und Haltestellen zentral bleiben müssen und dass die Buslinien gebündelt werden, um die Haltestellen häufig bedienen zu können. Ferner sollen die jeweiligen Haltestellen in beiden Richtungen örtlich konzentriert und die Umsteigebeziehungen zwischen den Buslinien, namentlich im Bereich City-Kreuzung, sichergestellt werden.
Die Aufwertung und intensive Nutzung der Kirchgasse als neuem „Hauptplatz“ der Innenstadt entspricht einem zentralen Anliegen. Die Fragen der Buslinienführung wurden daher intensiv studiert und alle möglichen Varianten geprüft. Der Stadtrat ist überzeugt, dass die Umlegung der Buslinien von der Kirchgasse in die Konradstrasse die richtige Lösung darstellt. Alle anderen geprüften neuen Varianten würden die Erschliessungssituation markant verschlechtern. So wäre eine Linienführung via Ringstrasse weniger zentral und somit weniger attraktiv für die Fahrgäste. Zudem sind auf der Kantonsstrasse westlich der City-Kreuzung keine Haltestellen möglich, was die Umsteigebeziehungen rund um die City-Kreuzung stark verschlechtern würde. Ein Antrag, sämtliche Busse via Mühlegasse – Schützenmatte – Leberngasse zu führen, wurde schon im Gemeindeparlament auch aus Gründen der Fahrplansicherheit abgelehnt.
Würde der Busverkehr andererseits weiterhin auf der Kirchgasse geführt, spricht dies gegen die Ziele der Entschleunigung zu Gunsten des Langsamverkehrs und der besseren Anbindung zwischen Altstadt und Innenstadt. Zudem müsste der Busverkehr wegen der vermehrten Veranstaltungen auf der Kirchgasse ohnehin oft in die Konradstrasse verlegt werden, was für die Fahrgäste verwirrend wäre. Gerade im Zusammenhang mit dem an der Urne gescheiterten Gesamtprojekt „Attraktivierung Innenstadt“ wurde zudem mehrfach kritisiert, die Kirchgasse und nicht die damals priorisierte Konradstrasse stelle die aufzuwertende Achse der Innenstadt dar; der nun vom Stadtrat gewählte Ansatz inklusive Busführung Kon-radstrasse kommt diesem Einwand nach.
Die Haltestellen an der Baslerstrasse bleiben direkt vor der Citykreuzung situiert. Die Halte-stelle Stadthaus wird provisorisch zwischen das Stadthaus und das Restaurant Magazin platziert. Die Busse halten nur kurz für die Dauer des Fahrgastwechsels. Aus Sicherheitsgründen soll die Geschwindigkeit in diesem Abschnitt bereits ab Inbetriebnahme der Buslinienführung auf 30 km/h begrenzt werden. Mit der Einführung der Begegnungszone im Jahr 2013 gilt dann die Limite von 20 km/h.
Auf der inneren Baslerstrasse verkehrt die Linie 3 wie bisher zwischen Kleinholz und Haupt-bahnhof. Der Bushalt in Richtung Kleinholz bleibt in der Mühlegasse im Bereich des McDonald's bestehen. In Richtung Bahnhof wird die Haltestelle zwischen die Stadtkirche und Coop City verlegt.
Keine Gegenstimmen im Parlament
Das Parlament stimmte an seiner Sitzung vom 28. März mit 47:0 Stimmen bei 1 Enthaltung der Vorlage zu. Knapp angenommen wurde der Zusatzantrag, ab 1. Januar 2014 für die Parkplätze auf dem Klosterplatz und am Amthausquai keine Anwohnerkarten mehr auszustellen, damit diese vermehrt den Kunden und Besuchern der Innenstadt zur Verfügung stehen; die Anwohner sollen dafür im Gebiet Badi/Schützenmatte, nahe der Altstadt, reservierte Parkplätze erhalten. Ebenso wurde knapp in den Beschluss aufgenommen, dass weitere Parkplätze in der Innenstadt, insbesondere in den Gebieten Munzingerplatz und Klosterplatz/Amthausquai, frühestens aufgehoben werden dürfen, wenn vorher ein Realersatz in unmittelbarer Nähe erstellt worden ist. Diese beiden Beschlüsse unterliegen nicht dem Referendum. Ein Wiedererwägungsantrag, welcher die Busführung auf der Kirchgasse belassen wollte, wurde deutlich abgelehnt.
Umsetzung ab August 2012 geplant
Als erster Schritt sind vor der eigentlichen Realisation des Bausteins die Bauarbeiten für die Umlegung der Buslinien in die Konradstrasse vorgesehen. Der Baustein selber soll dann kurz und intensiv von Ende August 2012 bis voraussichtlich Juni 2013 umgesetzt werden. Der Umfang der Bauarbeiten an dieser zentralen Lage bedeutet einen erheblichen Eingriff in das Leben der Innenstadt und eine Belastung für das ansässige Gewerbe. Zur Bewältigung sind umfassende Kommunikationsmassnahmen nötig. Im Mai/Juni 2013 soll die „neue“, einen deutlichen Mehrwert für die Bevölkerung aufweisende Kirchgasse mit einem Event eröffnet werden, der im Rahmen des Gebietsmanagements mit einer begleitenden Quartiergruppe entwickelt wird.