Das Kunstmuseum der Stadt Olten wird derzeit von einer mit 60-Stellenprozenten dotierten Leitungsstelle geführt. Bei der Neubesetzung der Stelle auf 1. März 2012 hat sich bestätigt, dass diese Dotierung nicht ausreichend ist und für eine in dieser Höhe dotierte Leitungsstelle keine geeigneten Interessierten gefunden werden können. Anderseits macht es auch nicht Sinn, Stellenprozente von der 50%-igen Assistenzstelle zur Leitung zu verschieben und diese Stelle dadurch entscheidend zu schwächen. Dem Parlament wird daher beantragt, die Stellendotierung der Leitung Kunstmuseum um 20% auf 80% zu erhöhen.
Sehr geehrter Herr Präsident
Sehr geehrte Damen und Herren
Der Stadtrat unterbreitet Ihnen folgenden Bericht und Antrag
1. Ausgangslage
1.1 Bisherige Situation
Die Konservatorenpensen bei den städtischen Museen hatten lange Zeit 40% betragen; 1998 wurde im zuvor von verschiedenen Abwarten wahrgenommenen Bereich Technik ein 100%-Pensum Museumstechnik geschaffen. Im Jahr 2001 war im Zuge von ausserordentlich anfallenden Mehrarbeiten in einer Umorganisation das Pensum des Konservators des Naturmuseums provisorisch von 40 auf 50% erhöht worden. Das Parlament beschloss dann im Dezember 2002 eine generelle Erhöhung auf 60%, machte diese Erhöhung aber abhängig von der Erarbeitung eines Kulturkonzepts; dann sei die Pensenhöhe zu überprüfen und definitiv festzulegen. Nachdem im November 2004 der Bericht „Kultur in Olten“ vorgelegt worden war, wurden die drei Pensen überprüft, mit denjenigen in andern Institutionen verglichen und schliesslich im Mai 2005 vom Parlament mit 27:7 Stimmen auf 60% festgelegt. Im Bereich Museumstechnik war im März 2003 ein zusätzliches 60%-Pensum geschaffen worden.
Angesichts gestiegener Anforderungen an zeitgemässe Museumsbetriebe und der Tatsache, dass die Museumsleitungen eine umfassende Aufgabe ausfüllen, beantragte der Stadtrat dem Parlament im Januar 2009 eine Verbesserung der Personalsituation bei den städtischen Museen.
Der zu diesem Zweck erhobene Personalbedarf ergab 2009 folgendes Bild, basierend auf der Gegenüberstellung von Aufgabenheften und der zur Verfügung stehenden personellen Ressourcen sowie dem Vergleich mit ähnlich gelagerten Institutionen (in Prozenten):
HMO KMO NMO
Ist Soll Ist Soll Ist Soll
Leitung 60 100 60 100 60 100
Assistenz 0 60 0 50 0 40
Praktikum 0 0 0 0 0 40
Pädagogik 0 50 *10 30 *20 50
Sekretariat 0 50 0 50 0 20
Grafik 0 0 0 0 0 20
Empfang/Aufsicht **40 80 **70 70 **60 60
Technik 53 120 53 60 53 80
Hauswartung 6.7 50 6.7 20 6.7 6.7
* im Mandat ** im Stundenlohn
Das Parlament folgte an seiner Sitzung vom 29. Januar 2009 den – gegenüber dem aufgezeigten Zusatzbedarf stark reduzierten – Anträgen des Stadtrates und nahm folgende Pensenerhöhungen bzw. Stellenschaffungen vor:
- Pensenerhöhung des Leiters Naturmuseum von 60 auf 100%
- Schaffung einer 50%-Stelle Assistenz Kunstmuseum
- Pensenerhöhung des Leiters Historisches Museum von 60 auf 80%
- Schaffung einer 40%-Stelle Assistenz Historisches Museum
Bereits damals wurde von Seiten des Stadtrates deutlich darauf aufmerksam gemacht, dass es sich um die Deckung eines Sofortbedarfs handelte, und wurden zusätzliche Anträge zu einem späteren Zeitpunkt in Aussicht gestellt.
2. Erwägungen
2.1 Bedarfsnachweis
Die Tätigkeit von Leitung und Assistenz im Kunstmuseum Olten, zurzeit dotiert mit 110 Stelenprozenten bei ca. 6000 Eintritten pro Jahr, umfasst die folgenden Aufgaben:
• Ausstellungen:
o Konzipierung des Jahresprogramms
o Konzepte der einzelnen Ausstellungen (5-6 pro Jahr plus Bespielung des Disteli-Kabinetts)
o Koordination und Betreuung der Ausstellungen
o Leihanfragen, Leihverträge, Transporte organisieren
o Unterstützungsanträge, Partneranfragen
o Publikationen, Konzepte, Redaktion, Lektorate, Administration (Kommunikation betr. Künstlertexten, Verlag, Fotografien, Absprachen mit Copyright-Bestimmungen usw)
o Aufbau
o Eröffnungen und Repräsentation
• Sammlung:
o Betreuung der Sammlungsobjekte
o Weiterentwicklung der Sammlung
o Sicherung
o Wissenschaftliche Bearbeitung
o Betreuung der Inventarisationsarbeiten
o Ausleihen, Provenienzrecherchen
o Depotbewirtschaftung
o Bibliografierung: Archivierung von Publikationen und Dossiers
• Administration:
o Buchhaltung
o Finanzen /Budgetverwaltung
o Adressverwaltung
o Kommunikation mit Aussenstehenden, Beantwortung von Anfragen
o Sekretariat
o Sekretariatsverwaltung
o Archivierung
• Personalführung:
o Personalbetreuung
o Führung der Mitarbeitenden
o Schulung und Führung von Empfang- und Aufsichtspersonal
o Arbeitspläne ausarbeiten
o Führungspersonal schulen
• Vermittlung
o Museumspädagogische Module lancieren und betreuen
o Veranstaltungen konzipieren und durchführen
o Projekte mit Schulen und Gruppen lancieren
o Kontaktpflege mit Gruppen, Institutionen und Vereinen
o Unterrichtsmaterialien entwickeln und bereitstellen
o Vermittlungsinstrumente erarbeiten und herstellen
• PR / Öffentlichkeitsarbeit
o Pressearbeit allgemein / Promoten der Institution
o Pressearbeit Ausstellungen
o Pressearbeit Veranstaltungen
o Website bewirtschaften
o Neue Medien (Facebook, Twitter) entwickeln und bewirtschaften
o Recherchen bezüglich Medienarbeit (Neue Medien, Adressen, Kontakte)
o Werbung allgemein (Tourismus, Standortmarketing usw.)
• Allgemeine Aufgaben
o Fundraising für Museum generell und Ausstellungsprojekte
o Lobbying
o Zusammenarbeit mit den anderen Museen vor Ort und weiteren Kunstmuseen
o Kontaktpflege und Zusammenarbeit mit Organisationen (Freunde des Kunstmuseums, Schulen, Vereine usw.)
o Atelierbesuche
o Ausstellungsbesuche
o Mitgliedschaften bei Vereinen und Verbänden
o Wissenschaftliche Tätigkeit und Recherchen
o Repräsentationspflichten
o Anfragen verschiedenster Art (bereits jetzt 20 pro Woche, die beantwortet werden müssen)
o Weiterbildung (Kunstprojekte entstehen durch Ideen, Ideen entstehen durch Mitverfolgen von Diskursen)
• Neubau des Kunstmuseums
o Fachliche Betreuung des Projekts (Raumprogramm, räumliche, klimatische und beleuchtungstechnische Fragen usw.)
o Fachliche Betreuung Wettbewerb
o Bewerbung des Projekts
o Fundraising
o Lobbying Stadtbevölkerung
Dies alles ist mit den heutigen 110 Stellenprozenten nicht zu leisten. Der Stellenwert eines Kunstmuseums definiert sich sowohl über die Qualität der Bespielung wie auch durch die Präsenz gegen aussen. In der jetzigen Situation ist nicht beides in gleicher Intensität möglich: Investiert die Leitung in die Präsenz gegen aussen, um die Bekanntheit der Institution zu steigern, muss sie Abstriche machen in der Ausstellungs- und Sammlungstätigkeit und umgekehrt. Alle Standbeine sind aber existenziell wichtig für ein Museum und bedingen sich gegenseitig.
Es ist an dieser Stelle klar festzuhalten, dass der erhöhte Personalbedarf nicht primär durch das Vorhaben Neubau/Sanierung Museen verursacht wird, sondern aus dem Betrieb in den aktuellen Verhältnissen resultiert. Umgekehrt ist es nur schwer vorstellbar, dass mit dem jetzigen Personalbestand das anspruchsvolle Projekt bewältigt werden soll, für dessen Betreuung auf die Stelleninhabenden für eine längere Dauer eine zusätzliche Belastung zukommen wird.
Eine Kompensation der Stellenaufstockung bei der Leitung durch die Reduktion des Stellenpensums der Assistenz Kunstmuseum ist nicht möglich, da dadurch die Assistenz mit 30% unter einen Schwellenwert sinken würde, welcher ein sinnvolles Arbeiten ermöglicht, und der Koordinationsaufwand und die Arbeitsergebnisse nicht mehr in einem effizienten Verhältnis stehen würden.
2.2. Erkenntnisse aus Neubesetzung Museumsleitung
Per Ende Januar 2012 ging die frühere Leiterin des Kunstmuseums Olten nach zehnjähriger Tätigkeit in Pension. Vor der Neuausschreibung wurde die Gelegenheit benutzt, die generelle Situation des Kunstmuseums und die inhaltliche Ausrichtung (Epoche, Wirkungskreis, Wahrnehmung etc.) mit Hilfe einer Begleitgruppe zu überprüfen. Für diese Gruppe wurden folgende Personen eingeladen: Peter Schibli, Präsident Subkommission KMO; Daniel Dähler, Subkommission KMO; Thomas Laube, Subkommission KMO; Andreas Burckhardt, Präsident Freunde des Kunstmuseums; Cäsar Eberlin, Leiter Amt für Kultur und Sport; Christof Schelbert, Präsident Kulturförderungskommission; Katja Herlach, Leiterin KMO ad interim; Stadtpräsident Ernst Zingg und Stadtschreiber Markus Dietler.
Die Gruppe kam unter anderem zu folgenden Erkenntnissen: Ein Museum der Grösse des Kunstmuseums Olten muss einen Spagat zwischen überregionaler Ausstrahlung und lokaler Verankerung schaffen. Eine wesentliche Voraussetzung dafür sind erfolgreich geführte Bereiche Kommunikation und Bildung und Vermittlung. Zudem muss einerseits das Angebot mehr konzentriert werden und müssen die Ressourcen in Personal und Infrastruktur verbessert werden. Die Gruppe sprach sich in diesem Zusammenhang für eine Erhöhung des Pensums der Leiterin bzw. des Leiters auf 80% aus. Angeführt wurde insbesondere auch die Begründung, dass eine 60%-Stelle bedeute, dass es zur Existenzsicherung eine fast „gleichwertige“ zweite Beschäftigung brauche, was aber eine Aufspaltung des Interesses bedeute. In Berücksichtigung dieser Argumentation und um eine möglichst breite Palette von Interessierten zu erreichen, beschloss der Stadtrat am 5. September 2011 die Stelle mit 60 bis 80% auszuschreiben.
Für die Leitungsstelle bewarben sich in der Folge 43 Personen, von denen sich die meisten – insbesondere die besonders geeigneten – für eine 80%-Stelle interessierten. Für die Leitung konnte dann mit Dorothee Messmer, zuvor stellvertretende Direktorin und Kuratorin des Kunstmuseums Thurgau, eine höchste qualifizierte Persönlichkeit gefunden werden, welche ihre Stelle am 1. März 2012 angetreten hat. Sie wurde vorerst mit einem 60%-Pensum angestellt, da sie im Übergang Projekte an ihrem vormaligen Arbeitsort zu einem Abschluss bringen wollte. Sie möchte indessen ihre Arbeitskraft zu 80% der Stadt Olten zur Verfügung stellen, um das Kunstmuseum lokal, regional und national neu zu positionieren.
3. Benchmarking
Vergleiche mit anderen kleineren schweizerischen Kunsthäusern mit eigener Sammlung zeigen, dass diese fast einhellig mit jeweils einer Leitung mit 100%-Pensum und zusätzlich einer Assistenz- bzw. Kuratorstelle dotiert sind:
Kunsthaus Baselland Direktor 100%
Assistenz 60%
total 160%/ zuz. Std.
Kunstmuseum Thun Direktor 100%
(7‘000 bis 10‘000 Eintritte) Wiss. Mitarbeit 80%
Wiss. Assistenz 80%
Adminstration 85%
Vermittlung 60%
Technik 75%
total 480% + 5800 h
Musée Jenisch, Vevey Direktor 100%
Kuratoren 180%
Registrar 100%
Praktika (2x) 100%
Presse und Kommunikation 30%
Technik 100%
Administration 160%
Sekretariat 50%
Empfang und Aufsicht 150%
total 970%
Museum Langmatt Baden Direktor 80%
(9‘000 bis 10‘000 Eintritte) Wiss. Mitarbeit 70%
Administration 40%
Praktika 20%
Kunstvermittlung 20%
Registrar 50%
Technik/Hausverwaltung 160%
Total 440%
Kunsthaus Biel (im Centre PasquArt) Direktor 100%
Wissenschaftliche Assistenz 80%
Kunstvermittlung 60%
Öffentlichkeitsarbeit 40%
Sekretariat / Buchhaltung 80%
Praktika 60%
Technik (inkl. Hauswartung Centre) 100%
Empfang und Aufsicht 300%
Total 820%
Museum im Bellpark, Kriens Direktor 100%
Kunstmuseum Solothurn Direktor 100%
(16‘000 Eintritte) Wiss. Assistenz 50%
Technik 180%
Administration 180%
Aufsicht 230%
Vermittlung 30%
total 770%
4. Finanzielle Auswirkungen
Die Pensenerhöhung der Leitung Kunstmuseum von 60 auf 80% ab 1. Juli 2012 verursacht Mehrkosten von Fr. 33‘400 inkl. Sozialleistungen pro Jahr. Nachdem die entsprechenden Kosten nicht im Budget enthalten sind, da die erwähnte Überprüfung erst nach Abschluss der Budgetarbeiten für das Jahr 2012 stattfand, ist ein Nachtragskredit in der Höhe der Hälfte der Kosten, das heisst CHF 16‘700 inkl. Sozialleistungen, zu genehmigen.
Der beantragten Pensenerhöhung stehen innerhalb der Stadtverwaltung per August 2012 Stellenreduktionen bei der Schulzahnklinik (-180%) gegenüber; davon können 20% für die Kompensation der Pensenerhöhung der Leitung Kunstmuseum verwendet werden. abzutreten. Da das Outsourcing der entsprechenden Aufgaben in der Schulzahnpflege um rund CHF 96‘000 kostengünstiger ist als die bisherige Lösung, ist auch eine Kompensation auf der Kostenseite gewährleistet.
Den aufgeführten Mehrkosten stehen „Erträge“ in Form einer Attraktivitätssteigerung gegenüber:
- Ein attraktives Kulturangebot, zu dem das Kunstmuseum anerkanntermassen einen wesentlichen Teil beiträgt, stellt für Stadt und Region einen entscheidenden Positionierungsfaktor im Wettbewerb mit andern schweizerischen Agglomerationen dar und trägt zu deren Attraktivität und Lebensqualität bei. Nicht zu vernachlässigen ist das Kulturangebot auch als Wirtschaftsfaktor.
- Die Durchführung von gut konzipierten Ausstellungen sorgt für erhöhte Besucherinnen- und Besucherzahlen und trägt den Namen der Stadt Olten weit über die Region hinaus.
- Vermehrte Öffentlichkeitsarbeit sowie Bildung und Vermittlung, darunter Kurswesen, Exkursionen und Vorträge, verstärken die Bindung zum Kunstmuseum.
- Publikationen verhelfen Museen zu einem verbesserten Bekanntheitsgrad und zu Mehreinnahmen.
Schliesslich würde die Personalverstärkung wie erwähnt auch erlauben, das bedeutende Vorhaben Neubau/Sanierung Museen mit verbesserten personellen Ressourcen anzupacken. Dazu passt, dass die neue Stelleninhaberin auch an ihrem früheren Arbeitsort ein entsprechendes Neubauvorhaben begleitete.
5. Stellungnahmen
5.1 Museenkommission
Die Museenkommission hat an ihrer Sitzung vom 8. Mai 2012 die Vorlage einstimmig unterstützt.
Beschlussesantrag:
1. Die Pensenerhöhung der Leitung Kunstmuseum von 60% auf 80% in LK 25 ab 1. Juli 2012 mit Mehrkosten von CHF 33‘400 inkl. Sozialleistungen pro Jahr wird genehmigt.
2. Für das Jahr 2012 werden entsprechende Nachtragskredite von CHF 27‘830 zu Gunsten Konto 308.301.00 und CHF 5‘570 Konto 308.395.00 genehmigt.
3. Der Stadtrat wird mit dem Vollzug beauftragt.