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Olten Ost: Chancen werden weiterentwickelt
Bevölkerung wirkte mit
In der ersten Phase wurden wichtige Elemente der Quartierentwicklung gestartet, wie Stadtschreiber Markus Dietler als bisheriger Projektleiter Chance Olten Ost vor den gegen 40 Anwesenden zusammenfasste: die Bevölkerung konnte in einer Werkstatt im Januar 2010 ihre Anliegen einbringen und zahlreiche Personen zeigten sich auch bereit, sich ehrenamtlich für den Stadtteil zu engagieren. Diese Aktivierung der Bevölkerung ist eine Voraussetzung für Stadtentwicklung, denn ohne engagierte Bevölkerung lässt sich aus finan-ziellen und personellen Gründen kein Quartier entwickeln.
Vom Quartierführer über das Stadtteilzentrum und die Kinder-Hochschule bis hin zur „neuen“ Winkelunterführung: die Anliegen und Vorschläge aus der Bevölkerung, die am 19. Juni 2010 anlässlich einer Ergebniskonferenz präsentiert wurden, waren vielfältig. Seither wurde mit den zur Verfügung stehenden personellen und finanziellen Mitteln einiges umgesetzt: Im April 2011 öffnete das Begegnungszentrum Cultibo, für das sich ein Verein als Trägerschaft gebildet hatte, seine Tore; als Mieterin zog die Interkulturelle Bibliothek IKUBO ein. Die Anliegen eines besseren Bahnhofzugangs von Osten wurden im Vorhaben Bahnhof Ost aufgenommen, das derzeit realisiert wird und auch den Ruf nach einer Bahnhofsuhr auf der Ostseite erfüllen soll. Das im vergangenen Oktober beschlossene Projekt ANDAARE deckt wesentliche Wünsche nach dem attraktiveren Aarezugang ab.
Auch das Anliegen einer verbesserten Winkelunterführung wurde aufgenommen: Derzeit bestehe die Absicht, die Unterführung für Fuss- und Veloverkehr zu öffnen; dafür wird auch eine Reduktion der bestehenden Geschäftsnutzungen geprüft. Und mit der Eigentümerschaft wird über Massnahmen bis hin zu einer Übernahme der Unterführung durch die Einwohnergemeinde verhandelt. In Arbeit sind ferner eine mit Lichtgestaltung verschönerte Strassenunterführung an der Unterführungsstrasse und ein Quartierführer, der das Angebot auf der rechten Aareseite zusammenfasst.
Vielschichtige Integration
Ebenso wurden Integrationsplattformen und -massnahmen eingeführt, die dazu beitragen, dass Olten die auf Gemeindeebene nicht beeinflussbare Arbeitsmigration im Hinblick auf eine gedeihliche und prosperierende Zukunft Oltens nutzen kann. Dazu gehört einerseits ein Veranstaltungsprogramm, das von einer Arbeitsgruppe von Freiwilligen im zu Ende gehenden Jahr umgesetzt wurde, vom Rundgang „1000 Gerüche“ über einen Spielnachmittag im Vögeligarten bis hin zu einem Friedhofrundgang vor Monatsfrist.
Anderseits bot und bietet die inzwischen definitiv eingeführte Integrationsfachstelle ein wachsendes Dienstleistungsangebot. So haben in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres 105 Privatpersonen und 35 Institutionen die Anlaufstelle Integration im Stadthaus kontaktiert. Unterstützt von der Integrationsfachstelle fanden im vergangenen Jahr rund 20 Deutschkurse sowie der niederschwellige Kurs „Deutsch im Vögeligarten“ statt. Konversationstandems von Deutschsprachigen und Fremdsprachigen, Empfang fremdsprachiger Eltern in der Schule, Infoveranstaltungen für ausländische Neuzugezogene, Berufscoaching für Schulabgänger und die Öffnung von Turnhallen am Sonntagnachmittag für Primarschulkinder (Open Sunday) und am Samstagabend für Jugendliche (Midnight Olten) – dies nur einige der weiteren Angebote, von denen insbesondere die rechte Aareseite mit ihrem hohen Anteil an ausländischer Wohnbevölkerung profitiert. Hinzu kommt die Mitarbeit bei der Umsetzung kantonaler Projekten wie etwa „schritt:weise“, ein aufsuchendes Spiel- und Lernprogramm für Kinder im Vorschulalter aus sozial benachteiligten Familien unter der Trägerschaft der Stiftung arkadis.
Private brauchen Transparenz
Angedacht – aber mangels Ressourcen, wichtiger Grundlagen und präziser Vorstellungen noch nicht umgesetzt – war bereits in den letzten drei Jahren eine Immobilienerneuerung, welche auch Olten als Wohnstadt unterstützen sollte, sich aber auch hier als „harter Brocken“ erwies: Die öffentliche Hand kann die Immobilienentwicklung und -erneuerung in der Regel nur indirekt beeinflussen. Letztlich entscheiden private Akteure autonom, inwieweit sie in ihre Liegenschaften investieren wollen. Die Hochschule Luzern hat im Auftrag des Projekts ein Grundlagenpapier erarbeitet, dessen zentrale Aussage lautet, dass Immobilienakteure für ihre Investitionsentscheide weniger eine Beratung brauchen, wie sie ihre Gebäude sanieren sollen, als vielmehr verlässliche Aussagen der öffentlichen Hand darüber, wie sich ein Stadtteil oder Quartier in den kommenden Jahren hinsichtlich Verkehrsführung, Strassen- und Freiraumgestaltung und weiterer Investitionen der öffentlichen Hand entwickeln wird.
Zwar sind derzeit auf der rechten Aareseite auffällig viele Sanierungen von Mehrfamilienhäusern im Gang, vielleicht durch das Projekt „Chance Olten Ost“ angeregt, sicher aber durch die bevorstehenden Neubauten auf der linken Aareseite beeinflusst. Die Stadt Olten verfügt indessen heute über keine kohärente, integrierte und politisch abgestützte Vorstellung darüber, wie sich Olten Ost hinsichtlich der aufs engste miteinander verknüpften Themen Städtebau, Freiraum und Verkehr entwickeln soll und welche Massnahmen und Investitionen sie darauf basierend ins Auge fasst. Sie kann daher derzeit auch nicht glaubwürdig mit Immobilienakteuren ins Gespräch kommen und gemeinsame Entwicklungsvorstellungen entwickeln. So wäre es beispielsweise für Besitzer von Wohnbauten entscheidend zu wissen, wie sich die Freiräume oder die Verkehrsströme im Umfeld entwickeln werden, wenn sie daran denken in ihre Immobilien zu investieren. Oder wenn das Anliegen, den Bifangplatz vom Verkehr zu befreien, in Betracht gezogen werden soll, muss zuerst geklärt sein, wie der Verkehr im grösseren Perimeter anders organisiert werden könnte. Ein anderes Beispiel: Die neugeschaffene Vereinigung Bildungsstadt Olten.Bifang mit 30‘000 Kunden jährlich und 1500 Arbeitsplätzen wünscht von den Stadtbehörden verlässliche Aussagen darüber, wie der öffentliche Raum aufgewertet wird, wie der Verkehr geführt wird und wie sich die Umgebung insbesondere um die Fachhochschule in den nächsten Jahren entwickeln wird. Und es werden vehement Massnahmen gegen die angeblich stattfindende „Abwertung“ (Gastronomie- und Ladenmix, Littering, etc) des Quartiers verlangt.
Ein offener Prozess
Hier setzt Entwicklung Olten Ost, das vom Parlament im November bewilligte Nachfolgeprojekt unter der Leitung von Stadtentwicklerin Eva Gerber, wiederum mit grosszügiger Unterstützung von Bund und Kanton, an. Es geht im ersten Schritt darum eine ganzheitliche Entwicklungsstrategie hinsichtlich Städtebau, Freiraum und Verkehr zu entwickeln, welche Bezug nimmt auf die Bedürfnisse und sozialen Begebenheiten vor Ort. Bereits die Erarbeitung der Strategie erfolgt im Austausch mit Akteuren aus der Wirtschaft, der Bildungsstadt und der Immobilienbranche sowie der Wohnbevölkerung. Durch den Aufbau eines Dialogs – insbesondere mit den Immobilienakteuren – wird die Basis für einen gemeinsamen Entwick-lungsprozess gelegt. Als Mittler zwischen öffentlichen (Stadt) und privaten Interessen (Immobilienakteuren) wird ein Mandat Immobilienentwicklung vergeben.
Integration und Quartierentwicklung gehen weiter
Mit dem Begegnungszentrum Cultibo wurde 2011 ein Kristallisationspunkt für die Quartier-entwicklung geschaffen. Der Leiter des Zentrums erhält nun im Rahmen des Projekts Ent-wicklung Olten Ost das Mandat des „Quartiermanagements“ mit regelmässigen Öffnungszeiten. Er fungiert als Anlaufstelle einerseits für die Bevölkerung und andererseits für die Stadtverwaltung/Stadtentwicklung. Die im Mitwirkungsprozess entwickelten Themen werden kontinuierlich weiter bearbeitet und entwickelt. Und die Integrationsmassnahmen werden gemäss Integrationsleitbild weitergeführt.