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Neuer Steg schafft Freiräume an der Aare
Im Jahr 2007 fand ein öffentlicher Wettbewerb statt. Das Siegerteam entwickelte anschliessend seine Projektidee nach einer öffentlichen Mitwirkung zu einem Vorprojekt und arbeitete zudem gemäss Auftrag des Gemeindeparlaments ein Alternativprojekt ohne Aaresteg aus.
Das Projekt, das sowohl attraktiven Aufenthaltsraum wie auch gute Fussverkehrsverbindungen mit genügend Leistungsfähigkeit schaffen soll, setzt auf drei Pfeiler: eine grosszügige Aarepromenade dort, wo heute der schmale Ländiweg von der Bahnhofterrasse zur Alten Brücke führt; den Aaresteg als elegante, stützenfreie Spannbetonbrücke für eine attraktive Fussgängerverbindung zwischen Bahnhofterrasse und Amthausquai, die in Kombination mit der angestrebten Verlängerung der Unterführung Hardegg den gesamten Bahnhof direkt und attraktiv entlang des Wassers mit Altstadt und Zentrum verbindet; und ein Aarebistro beim Wildsauplatz auf einer hochwassersicheren Bastion als Verweilort für das ganze Jahr mit Innen- und Aussenbewirtung.
Steg entflechtet Verkehrsströme
Wenn dank des Stegs als direkter Verbindung weniger Leute den Ländiweg als Durchgangsstrecke benutzen, wird einerseits die für den Durchgangsverkehr freizuhaltende Breite geringer und nehmen andererseits die Störungen durch «schnelle» Fussgänger generell ab, was die Aufenthaltsqualität steigert. Auch für die Zugänglichkeit des Bahnhofareals schafft der Aaresteg dringend benötigten Handlungsspielraum, indem die oberirdischen Fussverkehrsströme vermehrt auf das untere Niveau verlagert werden. Die Platzebene und insbesondere der Knotenkomplex Bahnhofquai / Bahnhofbrücke / Gösgerstrasse (Fussgängerstreifen) werden von querendem Fussverkehr bedeutend entlastet. Dies schafft in der mit ANDAARE koordinierten Planung des neuen Bahnhofplatzes günstige Voraussetzungen für bessere Lösungen für den Auto- und Busverkehr. Und abgesehen von den Überlegungen zur Leistungsfähigkeit sind auch die emotionalen Aspekte des Stegs erwähnenswert: Die Begehbarkeit des Aareraums auf flussnahem Niveau bietet einen hohen Erlebniswert und ist sehr attraktiv.
Wird der Steg weggelassen, ist auf dem Ländiweg mit einem grösseren Verkehrsaufkommen zu rechnen und wird dessen Nutzung als Frei- und Erholungsraum eingeschränkt. Die Fussgängerströme ab Bahnhofterrasse und ab Hardeggunterführung müssen bei einem Verzicht auf den Aaresteg über die bestehende Route der Bahnhofbrücke geführt werden. Diese Verbindung ist zur Gewährleistung der wichtigsten Zielverbindungen in der heutigen Ausprägung eigentlich ungenügend. Lange Wartezeiten an den Lichtsignalanlagen (Fussgängerstreifen) führen zu grossem Übertretungsrisiko, wenn bei Zeitknappheit der Zug abzufahren droht…
Um eine hinsichtlich Fussverkehr ähnliche Qualität zu erreichen wie für die Variante mit Steg und um die Treppe vom westlichen Ausgang der Martin-Disteli-Unterführung zur Bahnhofbrücke zu entlasten, muss bei der Variante ohne Steg im Bereich der Bahnhofterrasse eine Rampe vom Niveau der Unterführung auf das Niveau des Bahnhofquais („Stadtniveau“) vorgesehen werden. Die einschränkenden Randbedingungen machen eine relativ steile Rampe mit einer Steigung von 10% nötig; die üblicherweise für behindertengerecht ausgebildete Bauten zulässige Steigung von 6% wird damit überschritten.
Direkter Wasserzugang am Ländiweg
Für beide Varianten wurde das Projekt durch eine neu eingefügte Treppenanlage mit direktem Wasserzugang am Ländiweg angepasst. Damit konnte eines der zentralen Anliegen aus der öffentlichen Mitwirkung ins vorliegende Vorprojekt aufgenommen und die Attraktivität des Projekts noch einmal deutlich erhöht werden. Dafür muss der bestehende Abwasser-Sammelkanal des Zweckverbands Abwasserregion Olten rückgebaut und auf einer Länge von rund 150 m um 3.5 m hinter die bestehende Ufermauer verlegt werden.
Die Kostenschätzung mit einer Genauigkeit von ±20% ergibt für das überarbeitete Vorprojekt mit Aaresteg einen Totalbetrag der Baukosten von rund 26,5 Mio. Franken, für das Alternativprojekt ohne Aaresteg ergibt sich ein Totalbetrag von rund 24 Mio. Franken; darin enthalten sind Kosten in der Höhe von rund 0,7 Mio. Franken für den Bau des Rampenbauwerks. Diese Kostenangaben entsprechen einer Vollkostenrechnung und berücksichtigen keinerlei Beiträge Dritter, die noch nicht bezifferbar sind, aber zu substanziellen Kosteneinsparungen für die Stadt Olten führen können – seien es Bundesbeiträge aus dem Agglomerationsprogramm, eine Teilübernahme der Kosten für die Hangsicherung des Stützbauwerks am Bahnhofquai oder ein in Aussicht gestellter Beitrag seitens des Zweckverbands Abwasserregion Olten für die Verlegung des Hauptsammelkanals am Ländiweg.
Koordiniert mit Nachbarprojekten
Im Sinne einer finanziell wie zeitlich angemessenen Umsetzung des Gesamtprojekts ANDAARE ist eine sinnvolle Etappierung der vorgeschlagenen Massnahmen vorgesehen, beginnend mit Ländiweg/Aaresteg, gefolgt von Bahnhofterrasse/Martin-Disteli-Unterführung, Wildsauplatz/Schwanenmätteli und den restlichen Bausteinen wie Amthausquai/Klosterplatz und Anschluss an Hardeggunterführung. Die Erarbeitung des aktuellen Vorprojekts mit Variantenstudium (mit und ohne Steg) ist zudem unter Einbezug der neusten Planungsstände sämtlicher relevanter Nachbarprojekte erfolgt (vgl. Kasten). Namentlich wurde eine Abstimmung mit dem Betriebskonzept Bahnhofplatz, den Umgestaltungsmassnahmen der Entla-tung Region Olten, der Studie betreffend Winkelunterführung sowie den aktuellen Entwicklungen zur Attraktivierung der Innenstadt vorgenommen.
Nach dem richtungsweisenden Parlamentsentscheid vom 19. Mai 2011 kann frühestens im Herbst 2011 eine Volksabstimmung terminiert werden, um den Bauentscheid zu treffen und den entsprechenden Baukredit bereitzustellen. Nach der Ausarbeitung des Bauprojekts im Jahr 2012 und dem Durchlaufen der Bewilligungsverfahren ist ein Baubeginn in der zweiten Jahreshälfte 2013 realistisch. Die Gesamtbauzeit soll auf die beiden Investitionsperioden 2011 - 2017 und 2018 - 2024 verteilt werden.
Bindeglied der Entwicklung beidseits von Aare und Schiene Das Projekt ANDAARE bildet das Bindeglied der Entwicklung beidseits der Aare und der Eisenbahn mit voneinander unabhängigen, aber an den Schnittstellen koordinierten Vorhaben. Es geht einerseits in das Projekt für die Aufwertung der Winkel-Unterführung – ein wichtiges Anliegen aus dem Mitwirkungsverfahren Chance Olten Ost – über: Als verbindendes Element zwischen den beiden Stadtseiten ist der Winkel für die ganze Stadt von grosser Wichtigkeit. Parallel dazu wird das Projekt Bahnhof Ost umgesetzt: Die heutige „Rückseite“ des Bahnhofs soll für den Langsamverkehr aufgewertet werden. Der Winkelaufgang bildet dabei die Nahtstelle zwischen der „neuen“ Tannwaldstrasse und dem Entréeplatz der neuen Fachhochschule. Konzeptüberlegungen und Bestrebungen führen von dort aus weiter über die Gestaltung der Von-Roll- und der Riggenbachstrasse. Apropos Winkel: Im Bereich der Winkel-Unterführung wurde Ende November 2010 ein Gespräch mit den Vertretungen der privaten Grundeigentümerschaft durchgeführt, wobei ein gemeinsames Vorgehen unter Leitung der Stadtplanung vereinbart werden konnte. Ziel ist die Erarbeitung einer Varianten- und Machbarkeitsstudie. Zurzeit werden die Handlungsspielräume und verschiedene Szenarien gemeinsam mit der Grundeigentümerschaft diskutiert. Im nächsten Schritt wird eine Begleitgruppe, bestehend aus verschiedenen Organisationen und Interessengruppen, zur Mitwirkung eingeladen. Die erste Sitzung ist auf Juni angesetzt. Diskutiert wird über verschiedene mögliche Eingriffstiefen. Eine Kosten-Nutzen-Betrachtung wird aber unmittelbar mit verfolgt. Und auch die räumlichen und technischen Rahmenbedingungen setzen gewisse Grenzen. Auf der andern Seite steht das Projekt „Neuer Bahnhofplatz“ in intensiver Bearbeitung, darin integriert die Verlängerung der Personenunterführung Hardegg mit direkter, fussläufiger Verbindung via Aareufer zur Bahnhofterrasse und – optional – über den Aaresteg via „neuen“ Amtshausquai zur Altstadt und Innenstadt. Dort schliesst das Projekt für die Aufwertung der Innenstadt an, welches zurzeit neu lanciert wird, und – nördlich des Bahnhofplatzes – Bahnhof Nord auf dem Areal der SBB-Industriewerkstätten; auch hier laufen die Planungsarbeiten auf Hochtouren. |