Am 23. März 2011 haben Felix Wettstein (Grüne) und Mitunterzeichnende folgenden Vorstoss eingereicht:
„Die Produktionskosten für Solarstrom sinken. Aktuell betragen sie in neueren Anlagen zwischen 35 und 50 Rappen pro kWh.
Die Zeitschrift K-Tipp Nr. 6 vom 23. März 2011 zeigt einen Vergleich von 25 Schweizer Stromversorgern, welche ihren Kundinnen und Kunden die Möglichkeit bieten, Solarstrom zu beziehen. Die Aufpreise pro kWh schwanken dabei beträchtlich: zwischen 37 und 94 Rappen. Ausgerechnet ganz am Schluss dieser Liste befindet sich die Aare Energie AG, Tochter der Städtischen Betriebe Olten, mit Aufpreisen von 92 bzw. 94 Rappen pro kWh. Dieser Zuschlag für Solarstrom ist trotz sinkender Gestehungspreise seit mehreren Jahren unverändert hoch.
Vor diesem Hintergrund wird der Stadtrat ersucht, folgende Fragen zu beantworten:
1. Wie viele kWh Solarstrom hat die Stadt Olten im letzten Abrechnungsjahr von der Aare Energie AG bezogen, und welchen Aufpreis bezahlte sie dafür pro kWh?
2. Wie hoch war im letzten Abrechnungsjahr dieser Anteil Solarstrom am gesamten Strombezug der Stadt Olten? Wie hoch waren der Anteil Aarestrom und dessen Aufpreis?
3. Welche Ziele verfolgt der Stadtrat bezüglich Anteil Solarstrom am gesamten Strombezug (für das laufende, für das kommende Jahr, evtl. für weitere Jahre)?
4. Was unternahm und unternimmt der Stadtrat zur Reduktion des Aufpreises
a) für die Bezüge der Stadt Olten
b) für die Bezüge aller Kundinnen und Kunden?
5. Die Aare Energie AG begründet einen Teil des hohen Preises für Solarstrom mit der Äufnung eines Fonds zur Förderung weiterer Solaranlagen. Wie hoch war Ende des letzten Abrechnungsjahres die Summe dieses Fonds? Wie hoch ist die Gesamtsumme der bisher ausgeschütteten Fondsgelder und wie viele Solaranlagen haben davon profitiert?
6. Die Aare Energie AG bezieht ihren Solarstrom nach eigenen Angaben vorwiegend von externen Produzenten. Welchen Anteil des verkauften Solarstroms produziert sie selbst? Zu welchem durchschnittlichen Preis pro kWh?
7. Welcher Anteil jenes Solarstroms, welcher die Aare Energie AG von externen Produzenten bezieht und weiterverkauft, hat Gestehungskosten von über 50 Rappen pro kWh?
8. Was unternimmt die Stadt in Zusammenarbeit mit den Städtischen Betrieben Olten, um den Anteil von günstigerem Solarstrom aus neueren Anlagen zu erhöhen?“
Im Namen des Stadtrates beantwortet Stadtpräsident Ernst Zingg den Vorstoss wie folgt:
1. Generelles
• Die Aare Energie AG (a.en) ist ein Tochterunternehmen der Alpiq Versorgungs AG (AVAG) und der Städtischen Betriebe Olten (sbo). Der Stadtrat kann die vorliegende Interpellation für die sbo beantworten.
• Gemäss § werden die sbo nach kaufmännischen Grundsätzen eigenwirtschaftlich geführt.
• Gemäss § 17 Statuten sbo ist der Verwaltungsrat sbo für die Gebühren-, Tarif- und Preisgestaltung für Energie und Wasser befugt.
2. Zu den einzelnen Fragen
1. Wie viele kWh Solarstrom hat die Stadt Olten im letzten Abrechnungsjahr von der Aare Energie AG bezogen, und welchen Aufpreis bezahlte sie dafür pro kWh?
0 kWh.
2. Wie hoch war im letzten Abrechnungsjahr dieser Anteil Solarstrom am gesamten Strombezug der Stadt Olten? Wie hoch waren der Anteil Aarestrom und dessen Aufpreis?
Solarstrom: 0 kWh
Aarestrom: 1'444'456 kWh Aufpreis: 2 Rp. / kWh
Mit Aarestrom werden folgende städtischen Liegenschaft vollumfänglich beliefert:
- Stadthaus
- Sämtliche Schulhäuser
- Kindergärten
- Musikschule
- Stadtbibliothek, Jugendbibliothek
- Stadthalle Kleinholz
- Naturmuseum, Historisches Museum
- Feuerwehr
- Werkhof
3. Welche Ziele verfolgt der Stadtrat bezüglich Anteil Solarstrom am gesamten Strombezug (für das laufende, für das kommende Jahr, evtl. für weitere Jahre)?
Schon in seiner Beantwortung des Postulats Brigitte Kissling (SP) und Mitunterzeichnende betr. Photovoltaikanlagen hat der Stadtrat festgehalten, er sei durchaus bereit zu prüfen, welche städtischen Gebäude sich für die Installation einer Photovoltaik- oder Wärmekollektoranlage eignen. Laut Angaben der Energieberater kommen dafür aber nur sanierte Dächer in Frage: Wird eine Anlage auf einem nichtsanierten Dach installiert, führt dies bei einer späteren Dachsanierung zu unnötig hohen Kosten. In das Budget 2012 soll voraussichtlich konkret ein Solarstromprogramm aufgenommen werden. Mit diesem soll für alle städtischen Gebäude abgeschätzt werden, welches Photovoltaikpotenzial vorhanden ist, welche Kosten daraus entstehen würden und – unter Berücksichtigung des Sanierungsprogramms der Baudirektion – in welcher Etappierung vorgegangen werden soll. Nachdem mittlerweile bereits in der Badi Sonnenkollektoren eingesetzt werden und weitere Anlagen sich auf dem Dach der HPS und auf dem Neubau der Garderoben im Kleinholz befinden, werden in diesem Programm sicher auch Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern von Feuerwehrmagazin und Werkhof geprüft. Ebenfalls ist beabsichtigt einen Teil Biogas zu beziehen.
4. Was unternahm und unternimmt der Stadtrat zur Reduktion des Aufpreises
a) für die Bezüge der Stadt Olten
b) für die Bezüge aller Kundinnen und Kunden?
Bekanntlich beabsichtigt die a.en, im Dünnernbogen ein neues Betriebsgebäude zu realisieren. Die sbo haben einen Kredit gesprochen, um auf dessen Dach eine eigene, neue 30 kWP-PV-Anlage zu realisieren. Dies entspricht ungefähr einer Verdreifachung im Vergleich zur alten, zwischenzeitlich abgebrochenen PV-Anlage der sbo auf dem Dach des alten EVO-Werkhofes. Dannzumal wird der bisherige Solarstromfonds zugunsten eines günstigeren Solartarifes aufgehoben.
Bisher verstand sich die sbo als eine Art "Solarbörse". D.h. sie kauft den von den Kundinnen und Kunden gewünschten Solarstrom ein und verkauft diesen wieder.
Die sbo wollen jedoch prüfen, in zusätzliche eigene Anlagen zu investieren oder sich zusätzliche Abnahmekontingente zu kostendeckenden Preisen zu sichern (sofern die Anlagen jeweils nicht bereits in das System der KEV aufgenommen worden sind).
Im Übrigen wird der Verwaltungsrat sbo im Herbst an seiner alljährlichen Strategietagung die Unternehmensstrategie sbo einer Überprüfung unterziehen.
5. Die Aare Energie AG begründet einen Teil des hohen Preises für Solarstrom mit der Äufnung eines Fonds zur Förderung weiterer Solaranlagen. Wie hoch war Ende des letzten Abrechnungsjahres die Summe dieses Fonds? Wie hoch ist die Gesamtsumme der bisher ausgeschütteten Fondsgelder und wie viele Solaranlagen haben davon profitiert?
Das Fondsreglement ist auf
www.aen.ch einsehbar. Es wird jährlich ein Rechenschaftsbericht erstellt. Über die Höhe des Fonds sowie über die ausgeschütteten Fördergelder gibt jeweils auch der Geschäftsbericht der sbo Auskunft.
Entwicklung Fondsvermögen
31.12.2010 13'202 CHF
31.12.2009 26'888 CHF
31.12.2008 29'935 CHF
31.12.2007 29'763 CHF
31.12.2006 27'517 CHF
31.12.2005 22'587 CHF
31.12.2004 17'759 CHF
Ausschüttung Förderbeiträge
2010 18'880 CHF davon 15'120 CHF für 6 PV-Anlagen
2009 8'860 CHF davon 8'860 CHF für 5 PV-Anlagen
2008 5'240 CHF davon 3'680 CHF für 1 PV-Anlage
2007 4'000 CHF davon 1'500 CHF für 1 PV-Anlage
2006 1'000 CHF davon 1'000 CHF für 1 PV-Anlage
An dieser Stelle sei ebenfalls auf den Aarestromfonds hingewiesen, welcher dank einer Nachfrage von insgesamt fast 3 Mio. kWh (nicht nur Kundinnen und Kunden der sbo) in 6-stelliger Höhe geäufnet ist. Im letzten Jahr wurde daraus – nebst den üblichen Fördermassnahmen – ein Impulsprogramm für PV-Anlagen in der Höhe von 150'000 CHF lanciert. Innert weniger Wochen konnten 13 Anlagen mit einer installierten Leistung von 146 kWP unterstützt werden.
6. Die Aare Energie AG bezieht ihren Solarstrom nach eigenen Angaben vorwiegend von externen Produzenten. Welchen Anteil des verkauften Solarstroms produziert sie selbst? Zu welchem durchschnittlichen Preis pro kWh?
Eigenproduktion Ø 6'200 kWh 0 Rp. / kWh
Lieferant A 10'000 kWh 80 Rp. / kWh
Lieferant B 5'000 kWh 60 Rp. / kWh
Da die alte PV-Anlage der sbo bereits abgeschrieben war, stellten die sbo den produzierten Solarstrom der "Solarbörse" kostenlos zur Verfügung. Damit möglichst viele Mittel zugunsten des Fonds generiert werden konnten, wurde buchhalterisch immer zuerst die Menge aus der Eigenproduktion verkauft.
7. Welcher Anteil jenes Solarstroms, welcher die Aare Energie AG von externen Produzenten bezieht und weiterverkauft, hat Gestehungskosten von über 50 Rappen pro kWh?
Siehe Antwort 6.
8. Was unternimmt die Stadt in Zusammenarbeit mit den Städtischen Betrieben Olten, um den Anteil von günstigerem Solarstrom aus neueren Anlagen zu erhöhen?
Siehe Antwort 4.