Auf Grund der sehr positiven Erfahrungen der ersten beiden Jahre beantragt der Stadtrat dem Gemeindeparlament, die per 1. Februar 2009 geschaffene, auf drei Jahre befristete Fachstelle Integration definitiv zu bewilligen. Sie soll zusammen mit der Leitung Stadtentwicklung und der Fachstelle für Umwelt, Energie und Mobilität die Stabsabteilung Stadtentwicklung in der Direktion Präsidium bilden.
Sehr geehrter Herr Präsident
Sehr geehrte Damen und Herren
Der Stadtrat unterbreitet Ihnen den folgenden Bericht und Antrag:
- Vorgeschichte
Integrationsarbeit in Olten wurde bis zum Jahre 2008 im Rahmen extern vergebener Projekte geleistet. Das grösste Projekt, In Olten Gemeinsam (IOG), wurde von einem externen Projektleiter im Mandat geführt. Das Projekt beinhaltete Sprachkurse, Stadtführungen und weitere Angebote. Auf Seiten der Stadt wurde das Projekt durch eine Gruppe mit Vertretungen der Direktionen Sicherheit, Bildung, Soziales und Präsidium begleitet. Das Projekt schuf wertvolle Angebote, wurde aber wegen ungenügender Administration und mangelhaftem Controlling kritisiert und in der Folge abgeschlossen.
Nach Abschluss des Projektes IOG gab die Sozialdirektion eine Studie über die künftige Ausrichtung der Integrationsarbeit in Auftrag. Diese wurde dem Gemeindeparlament als Grundlage für einen Richtungsentscheid vorgelegt. Am 7. Juli 2005 beschloss das Gemeindeparlament über die künftige Ausrichtung der Integrationsarbeit in Olten. Das Parlament entschied sich für die Varianten b) umfassender Leitbildprozess und e) sprachliche Ausrichtung. Die sprachlichen Angebote wurden realisiert. Der Leitbildprozess wurde in zwei Phasen aufgeteilt. In einer ersten Phase erarbeitete die Fachhochschule Nordwestschweiz einen Bericht zur „Bestandesanalyse der integrationsrelevanten Strukturen, Angebote und Handlungsfelder in der Stadt Olten zur Schaffung einer gemeinsamen Wissensbasis für den Leitbildentwicklungsprozess“. Vor die zweite Phase, die eigentliche Durchführung eines Leitbildprozesses, wurde ein Meilenstein gelegt. Das Parlament konnte dadurch den Bericht würdigen und über das weitere Vorgehen entscheiden. Das Parlament entschied am 24. Mai 2007, auf die zweite Phase des Leitbildprozesses zu verzichten und auf Grund des aufschlussreichen vorliegenden Berichtes gezielte Massnahmen zu ergreifen.
Im 6. Kapitel des erwähnten Berichtes wurden als Schlussfolgerungen Hinweise auf mögliche Ansatzpunkte für die künftige Integrationsarbeit formuliert. In der folgenden Tabelle sind diese mit Zuständigkeitsebene, Ressourcen und bereits bestehenden Projekten und Massnahmen aufgeführt:
Beschreibung Zuständig-keits¬ebene Ressourcen Bereits bestehende Projekte und Massnahmen
a) - Partizipative städteplanerische Prozesse und Projekte in Gemeinwesenarbeit als Antwort auf den Trend zur räumlichen Segregation. -Gemeinde - Stadt¬entwicklung
- Stadt¬planung - Olten 2020
b) - Wirksames und koordiniertes Sprachangebot, das der Heterogenität der Bevölkerung gerecht wird.
- Hinweise und Ermunterung zur Nutzung der Angebote - Gemeinde-Mittel für Sprachförderung - MuKi-Kurse für Mütter und Kinder
- Alphabetisierungs- und Niveaukurse für bildungsfremde Migrantinnen mit Kindern
c)- Sprachförderung für fremdsprachige Kinder bildungsfremder Eltern. - Gemeinde - Mittel für Sprachförderung - MuKi-Kurse für Mütter und Kinder
- Alphabetisierungs- und Niveaukurse für bildungsfremde Migrantinnen mit Kindern
d) - Begleitung und Förderprogramme für Kinder und Jugendliche mit bildungsfremden Eltern.
- Schulsozialarbeit
- Jugendarbeit - Kanton
- Gemeinde - Kantonales Bildungswesen
- Schulen in Olten
- Schulsozialarbeit
- Jugendarbeit Färbi, Kirchen u.a. - JUP
- Schulsozialarbeit
- Jugendarbeit (Färbi, Kirchen, u.a.)
e) - Möglichkeiten zur Förderung der Arbeitsmarktintegration von Ausländerinnen und Ausländern - Kanton
- Gemeinde - RAV
- Arbeitseinsatz-projekte
- Krippen
- Mittagstische - Arbeitseinsatzprojekte
- Gemeindearbeitsplätze
f) - Stelle eines/einer Integrationsbeauftragten bzw. Koordinators oder Koordinatorin - Gemeinde - -
g) - Angebote zu den kulturellen Hintergründen für Professionelle - Bund
h)- Integrationsbeirat - Gemeinde - -
In Olten bestanden damals folgende Lücken im Angebot:
- Gemeinwesenprojekte zur Attraktivierung einzelner Quartiere
- Ressourcen in den Bereichen Koordination, Vernetzung, Aufbau und aktive Pflege von Kontakten.
Der Bericht empfahl entsprechend, Gemeinwesenprojekte auf Quartierebene zu prüfen, wenn im Rahmen der Stadtentwicklung und Stadtplanung entsprechender Bedarf bestehe.
Da Integrationsarbeit in Olten zuvor stets im Rahmen extern vergebener Projekte mit externen Projektleitungen geleistet worden war, standen dannzumal intern keine Ressourcen (Integrationsbeauftragte(r), Koordinator(in)) zur Verfügung. Sollte in den Bereichen Koordination, Vernetzung, Aufbau und aktive Pflege von Kontakten Arbeit geleistet werden, seien daher laut Bericht interne oder externe Ressourcen in Form einer 50%-Stelle oder in Form finanzieller Mittel für einen Leistungsauftrag zu bewilligen.
An der Sitzung vom 27. März 2008 befasst sich das Gemeindeparlament mit einem Bericht und Antrag des Stadtrates, der folgende drei Varianten enthielt:
a. 50%-Stelle eines oder einer Integrationsbeauftragten, befristet auf drei Jahre;
b. Finanzielle Ressourcen für einen Leistungsauftrag;
c. Verzicht auf Schliessen der Lücke.
Das Gemeindeparlament folgte der Empfehlung des Stadtrates und entschied sich für Variante a. und damit für die auf drei Jahre befristete Anstellung einer integrationsbeauftragten Person. Es wurde festgelegt, im dritten Jahr der befristeten Anstellung sei dem Gemeindeparlament ein Bericht und Antrag zum Entscheid über die mögliche Weiterführung der Integrationsfachstelle vorzulegen. Da die vorherigen (externen) Integrationsprojekte bei der Sozialdirektion angegliedert waren, wurde die Stelle für eine erste Phase als Stabsstelle bei der Verwaltungsleitung der Sozialdirektion angesiedelt; gleichzeitig wurde festgehalten, dass die übergeordnete und direktionsübergreifende Aufgabe auch beim Stadtpräsidium angegliedert werden könnte.
2. Ausgangslage
Auf Grund des Entscheides des Gemeindeparlamentes vom 27. März 2008 und nach Ablauf der entsprechenden Rechtsfristen wurde die Stelle einer integrationsbeauftragten Person ausgeschrieben. Unter Mitwirkung einer Vertretung der Kommission für Integration, Heinz Eng und Luzia Stocker, wurde Donata Mikosch als geeignete Kandidatin ausgewählt und vom 1. Februar 2009 befristet bis am 31. Januar 2012 mit einem Pensum von 50% angestellt.
In einem ersten Schritt erstellte die Integrationsbeauftragte ein Grobkonzept für die konkrete Integrationsarbeit auf Basis des Grundlagenberichtes „Bestandesaufnahme der integrationsrelevanten Strukturen, Angebote und Handlungsfelder in der Stadt Olten“ der Fachhochschule Nordwestschweiz 2007, der Zielsetzungen des städtischen Quartierentwicklungsprojektes Chance Olten Ost sowie des Schwerpunkteprogramms 2008 bis 2011 des Bundeamtes für Migration. Die Integrationsarbeit in Olten basiert seit März 2009 neu auf vier Pfeilern:
- Information und Beratung zum Thema Integration
- Projektarbeit und -begleitung mit Fokus auf Sprache und Bildung, Integrationsförderung im Vorschulbereich und Unterstützungsmassnahmen im Bereich Schule und Kinder.
- Vernetzung und Kontaktpflege mit der ausländischen Bevölkerung und Informationsauftrag
- Führung des Sekretariates der Integrationskommission
2.1 Information und Beratung zum Thema Integration:
Anlaufstelle Integration im Stadthaus: Die Integrationsbeauftragte hat eine Anlaufstelle im Stadthaus aufgebaut. Die ausländische und schweizerische Bevölkerung Oltens erhält seit Mitte Mai 2009 Auskunft zum Thema Integration. Für die rasche und aktuelle Erbringung der Dienstleistung werden in der Integrationsfachstelle laufend alle aktuellen lokal relevanten Integrationsangebote dokumentiert. Die Integrationsbeauftragte steht in regelmässigem Kontakt mit Anbietern lokaler Integrationsangebote.
2.2 Projekte und Angebote
Sprache und Bildung:
Niederschwellige Deutschkurse: Das Angebot der niederschwelligen Deutschkurse wird weitergeführt und aufgrund grosser Nachfrage auch ausgebaut. Die Zuständigkeiten von Kanton und Stadt Olten wurden per 1.1. 2010 klar geregelt. Für die Infrastruktur und die Bereitstellung von Räumen ist die Stadt Olten zuständig. Die kantonale Integrationsfachstelle übernimmt die Finanzierung der restlichen Kurskosten, welche neben den Teilnehmerbeiträgen anfallen.
„Deutsch im Park“: „Deutsch im Park“ ist ein neues Angebot, welches von der Integrationsfachstelle Olten lanciert und bereits zwei Mal (Sommer 2009 und Sommer 2010) durchgeführt wurde. Im Vögeligarten ist die sonst eher schwierig zu erreichende Zielgruppe der ausländischen Mütter mit Kindern anzutreffen. Die Mütter und Kinder lernen durch das Angebot direkt im Park und werden gleichzeitig niederschwellig und praxisnah auf das Regelangebot der Deutschkurse aufmerksam gemacht.
Neues Konversationsangebot „Tandem“: Bei den Deutschkursteilnehmenden bestand das Bedürfnis nach Möglichkeiten, das im Deutschkurs Erlernte auch in der Praxis anzuwenden und zu üben. Die Integrationsbeauftragte hat in Zusammenarbeit mit der Freiwilligenorganisation Benevol Kanton Solothurn im Mai 2010 das Projekt „Konversations-Tandems“ aufgegleist: Jeweils eine einheimische Person aus Olten und eine fremdsprachige Person bilden ein solches Konversations-Tandem. Dieses fördert den rascheren Erwerb der deutschen Sprache, stellt Kontakte zur einheimischen Bevölkerung her und vermittelt praxisnah Informationen zum Leben in Olten. Das Projekt wird von der Integrationsfachstelle koordiniert.
Integrationsförderung im Frühbereich (Vorschulalter):
Die Integrationsförderung im Frühbereich ist ein zentraler Bereich in der Integrationsarbeit, der speziell gefördert wird. Sprachkompetenzen sind von grosser Bedeutung für eine erfolgreiche Integration. Kinder, die beim Eintritt in den Kindergarten über vergleichsweise gute Sprachkompetenzen verfügen, erzielen in der Schule in der allgemeinen kognitiven Entwicklung die grössten Fortschritte. Nachteile wirken sich oft erst nachgelagert aus in der Form von ungleichen Startchancen in der Schule, Ausbildung und letztlich auf dem Arbeitsmarkt. Die Aufgabe der Integrationsförderung besteht darin, Potenzial und Risiken früh zu erkennen und mit geeigneten Massnahmen abzubauen. Aus diesem Grund hat die Integrationsbeauftragte im Januar 2010 eine Bestandesaufnahme der bestehenden Angebote und Eruierung von Bedürfnissen in Olten in Auftrag gegeben.
„Bestandesaufnahme Integrationsförderung im Vorschulbereich“: Das Projekt wurde durch Studentinnen der Fachhochschule Luzern durchgeführt. Per Dezember 2010 lieferten die Studienverfasserinnen Empfehlungen zu Handen der Integrationsfachstelle. Die Integrationsbeauftragte hat das Projekt beim Bundesamt für Migration in der Kategorie Modellvorhaben im Bereich Konzeptarbeit eingegeben. Die Bestandesaufnahme wurde in der Folge vom Bund mitfinanziert. Der Integrationsfachstelle liegen nun Empfehlungen vor, welche 2011 sukzessive umgesetzt werden.
Drei Massnahmen wurden auf Initiative der Integrationsfachstelle bereits während der Bestandesaufnahme aufgegleist und umgesetzt:
Pilotprojekt „schrittweise“: Die Integrationsbeauftragte hat Einsitz in der Begleitgruppe des Projektes „schrittweise“. Das Projekt ist ein integrativ präventives Spiel- und Lernprogramm für Kinder im Vorschulalter und fördert die Integration von Kindern von sozial benachteiligten Familien, beispielsweise mit Migrationshintergrund. Das Programm wurde in der Pilotphase vom September 2009 bis 2010 durchgeführt und wird im Jahr 2011 wiederholt.
Weiterbildung für Sprachförderung im Krippen- und Spielgruppenalltag für Spielgruppen- und Krippenleiterinnen: Die Integrationsfachstelle hat im April 2010 eine Weiterbildung für Sprachförderung im Krippen- und Spielgruppenalltag für Spielgruppen- und Krippenleiterinnen organisiert, welche von der IG Spielgruppe Schweiz durchgeführt und rege besucht wurde. Die Weiterbildung wird 2011 wieder durchgeführt.
Sprachförderung in der Kinderhüte der Deutschkurse „Leben in der Gemeinde“ der Stiftung ECAP: Als dritte Massnahme werden auf Initiative der Integrationsbeauftragten seit August 2010 auch in der Kinderhüte der Kurse „Leben in der Gemeinde“ der Stiftung ECAP die Kinder in der deutschen Sprache gefördert.
Unterstützungsangebot Schule und Kinder:
„Zusammenarbeit und Empfang fremdsprachiger Eltern in der Schule“: In Gesprächen mit Lehrern, Schulleitern und Bildungsdirektion wurde als wichtigstes Bedürfnis die Verbesserung der Kommunikation zwischen Lehrern und ausländischen Eltern genannt. In der Folge hat die Integrationsbeauftragte in einem Pilotprojekt zusammen mit der Bildungsdirektion und der Schulsozialarbeit Empfangsgespräche für fremdsprachige Eltern von Kindern, welche in die 1. Klasse eintreten, durchgeführt. In den Gesprächen werden Erwartungen der Schule an die Eltern klar festgehalten und wichtige Informationen zum Schulalltag weitergegeben.
2.3 Vernetzung und Kontaktpflege
„Informationsveranstaltungen zu alltagsrelevanten Themen“: Um Vernetzung und Kontakte zu pflegen, führt die Integrationsfachstelle neu Informationsveranstaltungen zu alltagsrelevanten Themen für das Leben in der Stadt Olten durch. Die Veranstaltungen stehen grundsätzlich der gesamten Oltner Bevölkerung offen. Speziell angesprochen werden ausländische Neuzugezogene und Schlüsselpersonen verschiedener ausländischer Herkunftsgruppen.
„Öffnung der bestehenden Neuzuzügerveranstaltungen“: Neu werden auch bei den bestehenden Neuzuzügerveranstaltungen die ausländischen Neuzugezogenen speziell eingeladen. Diese nehmen seither auch vermehrt an den Neuzuzügerveranstaltungen teil.
„Arbeitsgruppe Integration Quartierentwicklung Chance Olten Ost“: Aus dem Workshop der Quartierentwicklung Chance Olten Ost hat sich eine sehr engagierte Arbeitsgruppe mit einheimischen und ausländischen Oltnern und Oltnerinnen gebildet, welche aktiv in der Quartierentwicklung weiterarbeitet. Die Gruppe hat unter der Leitung der Integrationsbeauftragten ein Jahresprogramm 2011 erarbeitet, welches das rechte Aareufer vorstellt und die Begegnung unter der Quartierbevölkerung ermöglicht.
2.4 Integrationskommission
Die Integrationsbeauftragte führt das Sekretariat der Integrationskommission. Die Kommission hat 2009 ein Leitbild für die Integrationsarbeit in der Stadt Olten erarbeitet und verabschiedet. Das Leitbild widerspiegelt die Stossrichtung der städtischen Integrationsarbeit und dient als Leitfaden für die zukünftige Integrationsarbeit.
3. Ausblick auf die Integrationsarbeit in den kommenden fünf Jahren
Wird die Fachstelle Integration wie vom Stadtrat beantragt definitiv bewilligt, so erlaubt dies eine lückenlose Weiterführung und teilweise Ausweitung der bewährten Arbeiten und Angebote in den genannten Bereichen.
3.1 Beratung und Information zum Thema Integration
Die Anlaufstelle Integration im Stadthaus mit Beratung zum Thema Integration für die schweizerische und ausländische Bevölkerung wird weitergeführt.
3.2 Projektarbeit
Die Integrationsfachstelle führt weiterhin Projekte im Bereich Sprache und Bildung durch und stellt die notwendige Infrastruktur zur Durchführung der niederschwelligen Deutschkurse sicher. Projekte im Bereich der Unterstützungsangebote für Schule und Kinder werden weiterhin begleitet und Bedürfnisse aufgenommen. Der Hauptfokus in der Projektarbeit der nächsten fünf Jahre wird der Bereich Integrationsförderung im Frühbereich (Vorschulalter) sein. Im Januar 2011 hat die Fachhochschule Luzern den Bericht „Bestandesaufnahme Integrationsförderung im Frühbereich der Stadt Olten“ abgeschlossen. Die Empfehlungen zur Nutzung von Synergien und Schliessung von Lücken für eine möglichst flächendeckende Umsetzung der Integrationsförderung im Frühbereich werden in den nächsten fünf Jahren sukzessive umgesetzt.
Zudem wird die Integrationsfachstelle eng mit der im Quartierentwicklungsprojekt Chance Olten Ost engagierten Bevölkerung zusammenarbeiten und Aktivitäten, welche die soziale Integration fördern, unterstützen.
3.3 Vernetzung und Kontaktpflege sowie Informationsauftrag
Die Informationsveranstaltungen mit relevanten Informationen zur Bewältigung des Alltags in der Stadt Olten (beispielsweise mit Informationen zum Schulsystem, Weiterbildungsmöglichkeiten, zum politischen System, Gesundheitswesen, Sozialversicherungen, oder auch lokalen Angeboten im Quartier) für ausländische Neuzuzüger und Schlüsselpersonen werden ebenfalls weitergeführt und thematisch erweitert.
Die Integrationsarbeit der Stadt Olten entspricht den Schwerpunkten der Integrationsförderung des Bundesamtes für Migration ab 2012 sowie kantonalen Priorisierungen. Gleichzeitig nimmt die Integrationsfachstelle in der konkreten Ausgestaltung die Informationsbedürfnisse der lokalen Bevölkerung auf.
4. Künftige Organisationsstruktur, Eingliederung der Fachstelle Integration ins Präsidium
Im Zuge der Besetzung der neu geschaffenen Stelle Leitung Stadtentwicklung per 1. Mai 2011 wechselt die Fachstelle Integration von der Sozialdirektion in die Direktion Präsidium: Die als Stabsabteilung der Direktion Präsidium angegliederte Stadtentwicklung, direkt unterstellt dem Stadtpräsidenten bzw. der Stadtpräsidentin, wird die Querschnitts-Bereiche Stadt- und Quartierentwicklung, Integrationsförderung und Umwelt/Energie/Mobilität umfassen. Die Zuordnung der Integration zur Stadtentwicklung entspricht der Organisation beispielsweise der Städte Zürich und Winterthur. Die Erfahrungen mit dem Projekt Chance Olten Ost der letzten gut zwei Jahre belegen insbesondere den engen Zusammenhang zwischen Stadtteil- bzw. Quartierentwicklung und Integration sehr deutlich und beweisen, dass die enge Zusammenarbeit der jeweils Verantwortlichen der beiden Bereichen zu guten Ergebnissen führt.
5. Wirtschaftlichkeit und Kosten
Die Integrationsarbeit in der Stadt Olten führt zu folgenden Kosten:
• Die Fachstelle Integration ist im städtischen Lohnsystem in der Klasse 24 eingereiht. Das entsprechende Lohnband erstreckt sich von Fr. 97‘064 bis Fr. 145‘596 (vgl. Anhang zum Besoldungsreglement). Für die mit 50 Stellen-% dotierte Stelle fallen jährlich Kosten von Fr. 50‘000 bis 70‘000 und Lohnnebenkosten von Fr. 10‘000 bis 14‘000 an.
• Im Budget 2011 sind für Projekte und für Integrationsarbeit Fr. 97‘600 budgetiert.
Der entsprechende Nutzen lässt sich nicht eins zu eins in Franken ausdrücken, hingegen qualitativ umschreiben:
• Gelingt es beispielsweise, dank integrativen Leistungen Personen in den Arbeitsmarkt zu integrieren und damit von der Sozialhilfe fern zu halten, sind die Kosten der Stelle rasch gedeckt. Integrationsleistungen sind Investitionen, die später Kosten in wesentlich höherem Umfang sparen.
• Die Integrationsfachstelle ist zentrale Anlaufstelle für neu wohnhafte Migrantinnen und Migranten und Behörden und Organisationen, welche für Integrationsbelange zuständig sind. Die Integrationsfachstelle gibt ratsuchenden Migranten eine Erstinformation, verhindert unnötige Behördengänge und gibt gleichzeitig benötigte Informationen für den Integrationsprozess.
• Im Bereich Projektarbeit eruiert die Integrationsfachstelle Bedürfnisse im Bereich Integration und sucht mit den geeigneten Partnern umsetzbare Lösungen. Die Koordinationsarbeit der Integrationsfachstelle ermöglicht die Bündelung von externen Anfragen im Bereich Integration und Umsetzung in geeigneten Strukturen.
• Der Fokus der Integrationsprojekte liegt auf der Förderung der Kinder im Vorschulalter, um die Chancengleichheit und letztlich den erfolgreichen Einstieg in den Arbeitsmarkt zu unterstützen. Hier erbringen eingesetzte finanzielle Ressourcen den grössten Nutzen für die Gesamtgesellschaft.
Werden der Integrationsarbeit keine Ressourcen zugeordnet, fallen die entsprechenden Angebote und Leistungen weg. Der Stand der Integrationsbestrebungen in der Stadt Olten würde der Situation vor zehn Jahren entsprechen.
6. Stellungnahmen
6.1 Kommission für Integration
Die Kommission für Integration hat sich an ihrer Sitzung vom 22. März 2011 mit 4:1 Stimme für die Aufhebung der Befristung der Integrationsfachstelle ausgesprochen. Sie stellte in der Mehrzahl fest, dass die Stelle gebraucht werde und als Investition betrachtet werden solle. Die Arbeit und Führung der Integrationsfachstelle sowie die Zusammenarbeit mit der Integrationskommission wird als sehr positiv beschrieben. Ebenso wird auch die Zusammenarbeit mit dem Kanton in Zusammenhang mit den Integrationsvereinbarungen mit ausländischen Personen als sehr wichtig erachtet. Das Prinzip des Fördern und Forderns wird laut Kommission durch die Integrationsfachstelle erfolgreich umgesetzt und Bemühungen auf Bundes- und Kantonsebene auch in der Stadt Olten fortgeführt. Als weiteren Punkt wird die Notwendigkeit einer nachhaltigen Integrationsarbeit betont, was nur erreicht werden könne, wenn eine konstante Ansprechperson die Arbeit umsetze. Ohne die Arbeit der Integrationsfachstelle würde die Integrationsarbeit um Jahre zurückgeworfen. Kontrovers diskutiert wurde die Messbarkeit der Integrationsarbeit. Von einem Teil der Mitglieder wurde die Kompensation der Stelle gefordert.
6.2 Kommission für Stadtentwicklung
Die Kommission für Stadtentwicklung hat sich an ihrer Sitzung vom 10. März 2011 mit 6:1 Stimme für die Aufhebung der Befristung ausgesprochen, dies in der Überzeugung der Notwendigkeit und des Nutzens der bestreffenden Stelle.
6.3 Kantonaler Integrationsdelegierter, Albert Weibel
Der kantonale Integrationsdelegierte Albert Weibel nimmt auf Anfrage wie folgt zum Antrag des Stadtrates Stellung:
Integration passiert auf kommunaler Ebene. Eine Stadt, eine Gemeinde, die diesbezüglich Erfolg haben und langfristig Kosten sparen will, investiert ganz konkret in den Integrationsbereich. Es ist eine unternehmerisch-strategische Frage, ob man Erfolg haben will. Migration findet statt, ob das erwünscht ist oder nicht. Olten ist davon ganz direkt betroffen und hat deshalb nebst der Integrationsfachstelle folgerichtig auch das Stadtentwicklungsprojekt „Chance Olten Ost“ initiiert. Der „unternehmerische Erfolg“ – sprich der soziale Gewinn – ist wie bei einem gewinnorientierten Unternehmen langfristig anzustreben. Das ist nicht wünschbar, sondern Bedingung für das friedliche, erfolgreiche Zusammenleben. Ein wichtiger Mosaikstein für den Erfolg ist auch gegenseitige Verbindlichkeit. Migrantinnen und Migranten müssen klare Regeln erhalten, die einzuhalten sind. Umgekehrt brauchen Zugewanderte verbindliche Ansprechpartner, die über Jahre hinweg erreichbar sind.
Schon heute kann ich feststellen, dass die bisherige Arbeit der Integrationsbeauftragten der Stadt Olten Wirkung zeigt: Es konnte ein Netz von Schlüsselpersonen aufgebaut werden. Wer im Integrationsbereich langfristigen Erfolg anstrebt, muss mit Schlüsselpersonen aus verschiedenen Herkunftsgebieten zusammenarbeiten.
• Die Integrationsbeauftragte konnte die dafür notwendige Beziehungsarbeit institutionalisieren. Auch hier: Langfristiger Erfolg bedingt ausdauernde Beziehungsarbeit.
• Stadtentwicklung Chance Olten Ost: Hier konnte die Beauftragte für Integration wichtige Impulse setzen und im oben erwähnten Sinne tätig sein (Projekte initiieren, Zusammenarbeit mit den Schulen aufbauen).
• Ansprechstelle sein für Integrationsfragen von Migrantinnen und Migranten und Schweizerinnen und Schweizer. Letzteres ist genau so wichtig.
• Im Unterschied zu vorher, als es noch keine Integrationsbeauftragte gab, gibt es jetzt eine Ansprechpartnerin für Partnerorganisationen, für andere Gemeinden, für den Kanton, für den Bund. Das ist in mehrfacher Hinsicht wichtig.
Die Wichtigkeit der Integrationsfachstelle ist zunehmend auch bezüglich Zugang zu Migrantengruppen zentral. Es gibt Migrantengruppen, die schwierig zu erreichen sind. Das hat mehr mit sozialen Problemsituationen zu tun als mit Herkunft. Mögliche Gefährdungen im Sinne von potenziell herabgesetzter Eigenverantwortung sind die wirtschaftliche Situation (Sozialhilfeabhängigkeit, Schulden), die Bildungssituation (Bildungsferne und Bildungsbenachteiligte), die soziale Situation (z.B. patriarchale Familienverhältnisse).
Und genau hier müssen Zugänge geschaffen werden. Immer wenn es gilt, Migrantinnen und Migranten aus diesen Gruppen in Projekte einzubeziehen, muss man auf Schlüsselpersonen, Schlüsselorganisationen zurückgreifen können, mit deren Hilfe diese Migrantengruppen für langfristige Arbeit gewonnen werden können. Beispiele:
• Beim Grossprojekt „Stadtentwicklung Chance Olten Ost“ ist die Integrationsfachstelle zentral.
• Alle Projekte, die mit früher Förderung zu tun haben
• Projekt „schritt:weise“, wo direkte Elternbildung stattfindet,
• Projekt „Tabakprävention“,
• Deutsch-Integrationskurse
• Einbezug von Müttern beim Projekt "Schenk mir eine Geschichte"
• Interkulturelle Bibliothek
Das bisher Gesagte zeigt auf, dass nur langfristige Arbeit (Beziehungsarbeit und darin verbindliche Arbeit) Aussicht auf Erfolg haben kann. Es ist zentral, dass die Integrationsfachstelle zum stabilen Ansprechpartner wird. Vertrauen und Verbindlichkeit muss gegenseitig aufgebaut werden. Das braucht Zeit und braucht klare Regeln. Es ist eher an Ausbau als an Abbau zu denken. Man muss über Jahre hinweg dranbleiben können. Auf Kantonsebene erfahren wir das jetzt mit dem Ausbau der Integrationsvereinbarungen.
Wer wirtschaftlichen Erfolg anstrebt, muss unter anderem zur richtigen Zeit das Richtige tun. Und: Die Qualität des Produktes oder der Dienstleistung ist am Ende für den nachhaltigen Erfolg entscheidend!
Diese beiden Faktoren gelten (unter anderem) auch für den Erfolg in der Integrationsarbeit. Auf eine Formel gebracht könnte die Notwendigkeit, die Befristung der Integrationsfachstelle Olten aufzuheben, lauten: Herausforderung annehmen, Investition jetzt in Qualität, Dauerhaftigkeit, Beziehungsarbeit, Verbindlichkeit, Innovation.
6.4 Querschnittsdienstleistende
Die Querschnittsdienstleistenden haben keine Änderungen des Berichtes und Antrags vorgeschlagen.
Beschlussesantrag:
- Die Stelle eines oder einer Integrationsbeauftragten mit einem Pensum von 50% wird definitiv bewilligt.
2. Der Stadtrat wird mit dem Vollzug beauftragt.