Inhalt
Interpellation Daniel Schneider (SP) und Mitunterzeichnende betr. prognostiziertes Verkehrsaufkommen Riggenbachstrasse/von Rollstrasse/Beantwortung
- Geschäftsart
- Bericht und Antrag
- Datum
- 24. März 2011
- Beschreibung
- Am 6. September 2010 haben Daniel Schneider (SP) und Mitunterzeichnende folgenden Vorstoss eingereicht:
«Rund um die künftige Fachhochschule schreiten die baulichen Veränderungen rasch voran. Mit welchem Verkehrsaufkommen bei LV und MIV ist zu rechnen?
Im Oltner Stadtteil «rechte Aareseite» und speziell im Umfeld der künftigen Fachhochschule sind zahlreiche Bauprojekte lanciert. Grundsätzlich eine erfreuliche Entwicklung. Coop, Migros, do-it, die Gewerbeschule und die Fachhochschule erschliessen sich künftig noch intensiver in das Gebiet der Riggenbachstrasse und der von Rollstrasse. Dies betrifft gleichermassen den Fussgänger- und den Zweiradverkehr, sowie den MIV (motorisierter Individualverkehr) ab den Parkhäusern.
Mit der Eröffnung der Fachhochschule ist zu den Stosszeiten mit einem massiven Druck auf die Fussgängerflächen und die Strassen zu rechnen.
Aus diesen Gründen stellen sich uns folgende Fragen:
1. Rechnet der Stadtrat mit einer kritischen Belastung der beiden Strassen? Wenn ja, welche Lösungsansätze betrachtet er als angemessen?
2. Ist mit Ausweichverkehr in die Tannwaldstrasse und in die Riggenbachstrasse-Süd zu rechnen?
3. Hat der Stadtrat alle Massnahmen getroffen, um den Verkehrsabfluss über die Hauptstrasse zu gewährleisten?
4. Welche übergeordneten Instrumente hat der Stadtrat eingesetzt, um den unberechtigten MIV-Druck auf die Quartiere zu vermeiden?
5. Ist eine Gesamtbetrachtung (Modellrechnung) der Verkehrsflüsse für Olten Ost erstellt worden?»
*****
Dr. Martin Wey beantwortet den Vorstoss im Namen des Stadtrates wie folgt:
Neuverkehr durch FHNW
Die Verkehrsauswirkungen der FHNW wurden 2007 im Rahmen eines Gutachtens vertieft beurteilt. In der ersten Etappe der FHNW sind 130 Parkplätze, im Vollausbau dann insgesamt 240 Parkplätze geplant. Dafür fallen die vorher rund 200 Parkplätze im Perimeter weg. Der Neuverkehr wurde für den Vollausbau mit rund 660 Fahrten pro Tag (Summe Zu-/ Wegfahrten) abgeschätzt. Dabei wurde von Annahmen auf der sicheren Seite, also von einem höheren als effektiv erwarteten Verkehrsaufkommen ausgegangen. Das während der
massgebenden Abendspitzenstunde auftretende Verkehrsaufkommen wird im ungünstigsten Fall auf rund 1/3, also ca. 220 Fahrten geschätzt.
Das Aufkommen an Langsamverkehr (Fuss- und Veloverkehr) ist schwerer abzuschätzen, da entsprechende Kennwerte fehlen. In der ersten Etappe wird von 1‘350 Studierenden im Grundstudium, 450 AbsolventInnen von NDS sowie gegen 290 Mitarbeitenden ausgegangen. Im Vollausbau wird mit 2‘600 Studierenden, 800 Absolvierenden NDS sowie rund 540 Mitarbeitenden, also insgesamt gegen 4‘000 Personen gerechnet. Das Mobilitätsverhalten und damit das Personenaufkommen je Verkehrsträger und die zeitliche Verteilung hängen von einer Vielzahl verschiedener Faktoren ab und sind schwer vorhersehbar. Insgesamt wird damit gerechnet, dass ein Grossteil der Personen mit der Bahn und damit zu Fuss vom Bahnhof über die Tannwaldstrasse kommt.
Erschliessung der FHNW
Die Erschliessung ist über die bestehenden Anbindungen ab Aarauer-/Unterführungsstrasse sowie zusätzlich ab der Sälistrasse geplant. Die Zu-/Wegfahrt FHNW ist also von Süden und Norden und somit sehr direkt ab den Hauptachsen möglich. Damit soll die Zusatzbelastung des Postplatzes und auch des Quartierstrassennetzes minimiert werden. Die beidseitige Erschliessung ist so ausgelegt, dass kein unerwünschter Durchgangsverkehr entsteht. Für den Fussverkehr sind zudem die Verbindung über die Tannwaldstrasse zum Bahnhof und die Winkelunterführung als Verbindung zur Altstadt/Innenstadt wichtig.
Auswirkungen des Verkehrs auf die Leistungsfähigkeit
Für die Beurteilung der Leistungsfähigkeit für den Fahrverkehr ist die Verkehrssituation an den Anschlussknoten während der Hauptverkehrszeiten massgebend. Die Belastung auf den angrenzenden Hauptachsen bleibt auch nach der Eröffnung der Entlastungsstrasse hoch. Der Neuverkehr durch die FHNW und damit der Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Anschlussknoten sind gemessen an der Verkehrserzeugung der weiteren Nutzungen im nahen Umfeld vergleichsweise gering. Die Mehrbelastungen im Säli-/Bifangquartier verteilen sich auf die Sälistrasse zwischen Sälikreisel und Arealanschluss sowie nordseitig hauptsächlich auf die von Rollstrasse sowie die Bifang-/Riggenbachstrasse. Die Verkehrsbeurteilung erfolgte auf Basis des 2007 bekannten Verkehrszustandes bzw. auf den Prognosen gemäss Verkehrsmodell (Ernst Basler Partner, 2006) für das Jahr 2023 unter Berücksichtigung des Vollausbaus des Säliparkgebietes und der Option Turm auf dem Giroud Olma-Areal (Erschliessung ausschliesslich über die Sälistrasse). Unter Vollnutzung wurden ergänzende lokale Massnahmen im Bereich Arealanschluss (Dosierung auf der Ausfahrt der Parkierungen in die Sälistrasse) und am Sälikreisel (doppelspurige Kreiseleinfahrt Sälistrasse) als notwendig beurteilt.
Geplante Veränderungen im Strassennetz
Als Massnahme für den Quartierschutz im Neuhardquartier ist die Sperrung der Tannwaldstrasse nördlich des Geissfluhweges für den Durchgangsverkehr geplant. Diese Massnahme führt zu einer Rückverlagerung von Verkehr auf die Eckbeziehung Unterführungsstrasse/Bahnhofquai/Gösgerstrasse und damit zu einer Mehrbelastung dieser Achsen. Hingegen führt die Verkehrsverlagerung auch zu günstigeren Verteilung der Fahrbeziehungen insbesondere am Knoten Unterführungsstrasse/Neuhardstrasse. Die Umsetzung ist auf den Zeitpunkt nach Eröffnung der Entlastungsstrasse geplant.
Im Bereich Bahnhof Ost und dabei auch auf der Tannwaldstrasse sind Verkehrsmassnahmen namentlich zur Attraktivierung für den Langsamverkehr und als Widerstand gegen unerwünschten Durchgangsverkehr geplant. Auf der Tannwaldstrasse ist die Einführung eines Einbahnregimes auch im Abschnitt von Rollstrasse bis Rosengasse vorgesehen (Durchfahrt Richtung Norden gestattet). Diese Massnahmen wirken gegen den Ausweichverkehr zwischen Hauptachse und Bifangquartier über die Tannwaldstrasse. Die Umsetzung der Massnahmen ist etappiert im Zeitraum 2011 bis 2014 vorgesehen.
Beantwortung der Fragen
1. Rechnet der Stadtrat mit einer kritischen Belastung der beiden Strassen (Riggenbachstrasse, von Rollstrasse)? Wenn ja, welche Lösungsansätze betrachtet er als angemessen?
Eine Überlastung der Strassen bzw. der Knoten durch den Neuverkehr der FHNW ist nicht zu erwarten, wie Verkehrsuntersuchungen ergaben. Der Vergleich der Verkehrsdaten der Jahre 2005 und 2010 zeigt auf der Riggenbachstrasse auf der Höhe Louis-Giroud-Strasse, auf der von Rollstrasse sowie auf weiteren Strassen im Bifang-Gebiet leichte Abnahmen der Verkehrsbelastung. Die Eröffnung der FHNW und insbesondere die weitere Nutzungsentwicklung im Bifanggebiet werden zwar wieder zu einem Anstieg der Verkehrsbelastung führen; es ist aber nicht damit zu rechnen, dass dabei die Belastungen von 2005 mit den heute bestehenden und geplanten Nutzungen überschritten werden. Bei künftigen Entwicklungen im Gebiet Säli werden – wie bisher – die Siedlungs- und Verkehrsentwicklung laufend aufeinander abgestimmt.
2. Ist mit Ausweichverkehr in die Tannwaldstrasse und in die Riggenbachstrasse-Süd zu rechnen?
Die Mehrbelastungen durch die FHNW sind vergleichsweise gering. Die Leistungsfähigkeit an den Anschlussknoten ist ausreichend. Somit entsteht durch die FHNW kein markanter Verkehrsdruck auf das umliegende Quartierstrassennetz. Die im Bereich Tannwaldstrasse geplanten Verkehrsmassnahmen erhöhen den Widerstand für Ausweichverkehr bzw. unterbinden die Durchfahrt über die Tannwaldstrasse in die von Rollstrasse gänzlich. Geringe Verlagerungen innerhalb des Quartiernetzes sind jedoch nicht auszuschliessen.
3. Hat der Stadtrat alle Massnahmen getroffen, um den Verkehrsabfluss über die Hauptstrasse zu gewährleisten?
Das Erschliessungssystem für die FHNW wurde spezifisch auf diese Zielsetzung ausgerichtet. Der «Problembeitrag» der FHNW zur Belastung der Kantonsstrassen und des Sälikreisels ist zudem gering.
4. Welche übergeordneten Instrumente hat der Stadtrat eingesetzt, um den unberechtigten MIV-Druck auf die Quartiere zu vermeiden?
Das prioritäre Ziel des Quartierschutzes vor dem motorisierten Verkehr wird mit verschiedenen Massnahmen verfolgt. Auf den Hauptachsen wird mit der Eröffnung der ERO das dynamische Verkehrsmanagement vollendet. In den Quartieren wurden mit Tempo 30 sowie mit Fahrverbotsregelungen und lokalen weiteren Massnahmen wesentliche Massnahmen zum Quartierschutz umgesetzt. Die Verkehrssituation in den Quartieren wird mit periodischen Verkehrserhebungen und bei Bedarf auch zwischenzeitlich erhoben. Bei Handlungsbedarf werden auch künftig geeignete weitere Massnahmen ergriffen.
5. Ist eine Gesamtbetrachtung (Modellrechnung) der Verkehrsflüsse für Olten Ost erstellt worden?
Für Olten bestehen Verkehrsmodellgrundlagen mit Fokus auf die Hauptachsen. Die Verkehrsprognosen berücksichtigen auch die bekannten Entwicklungsprojekte auf dem Stadtgebiet wie Olten SüdWest, Vollausbau Säliparkgebiet, Industriewerke SBB usw. sowie die generelle Verkehrszunahme. Das Modell ist noch nicht auf die Modellierung der Verkehrsbelastungen auf dem feingliedrigen Quartierstrassennetz ausgelegt. Hingegen ist die Datenlage zu den bestehenden Belastungen aufgrund der alle 5 Jahre durchgeführten Verkehrszählungen auch an ausgewählten Knoten in den Quartieren recht gut. Die Verkehrsauswirkungen im Rahmen von Projekten werden jeweils pragmatisch mittels Verkehrsumlegungen «von Hand» abgeschätzt.
Fazit
Die Verkehrsbelastung auf den angrenzenden Hauptachsen Aarburgerstrasse, Unterführungsstrasse und Aarauerstrasse bleibt auch nach der Eröffnung der neuen Entlastungsstrasse ERO hoch. Die geplante Durchfahrtssperre auf der Tannwaldstrasse nördlich des Neuhardquartiers ist aus Sicht Quartierschutz richtig, führt im Gegenzug jedoch zu einer Mehrbelastung namentlich auch der Unterführungsstrasse. Durch die hohe Auslastung auf den Hauptachsen wird der Verkehrsdruck auf die Quartiere Säli und Fustlig / Wilerfeld weiterhin bestehen und mit zunehmender Nutzungsintensität generell auf dem Stadtgebiet und speziell auch im Gebiet Olten Ost noch zunehmen. Die FHNW erzeugt eine vergleichsweise geringe Zunahme des motorisierten Individualverkehrs und stellt somit an diesem Standort mit erschwerten Erschliessungsbedingungen eine relativ verträgliche Nutzung dar. Die Erschliessung der FHNW wurde sorgfältig geplant und verursacht über die bereits getroffenen und noch umzusetzenden Massnahmen hinaus keinen unmittelbaren Handlungsbedarf. Die aus Stadtentwicklungssicht und auch unter ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkte sinnvolle innere Verdichtung anstelle der Entwicklung in die Fläche bleibt vor allem im Gebiet Olten Ost eine wichtige und anspruchsvolle Aufgabe.
Das Projekt «Chance Olten Ost» bietet Anlass und Gelegenheit für verschiedene Aufwertungsmassnahmen, aber auch für ganzheitliche Betrachtungen der Raum- und Verkehrsentwicklung auf der rechten Aareseite. So wird der Stadtrat noch vor Eröffnung der ERO ein Konzept für mögliche flankierende Massnahmen zum Schutz des Säliquartiers vorlegen.
Zugehörige Objekte
Datum | Sitzung |
---|