Am 29. September 2016 reichten Ernst Eggmann (SVP) und Mitunterzeichnende das Postulat betr. PU Olten Süd-West durch Ausbau Rötzmatt-Tunnel mit folgendem Wortlaut ein:
„Der Stadtrat wird gebeten zu prüfen, ob und wie der bestehende Rötzmatttunnel durch sanften Umbau in einen ein- oder zweispurig befahrbaren Tunnel mit beidseitigem Seitenstreifen für Fussgänger und Velofahrer, dem Bedürfnis nach einer sicheren Fuss- und Veloverbindung, für viele Jahre gerecht werden kann.
Begründung:
Die erste Etappe im neuen Quartier Olten Süd-West ist gebaut. Von 420 Wohnungen sind heute zirka 300 belegt, bei Vollvermietung rund 630 Bewohner. 4000 Bewohner könnten es innert 20 Jahren werden! Diese lange Bauzeit basiert darauf: Der Bauherr baut erst weiter, wenn das bereits vorher Gebaute voll belegt ist. Der Zeitrahmen von 20 Jahren ist darum fraglich, wenn man die Tatsache mit einbezieht, dass der Kt. SO heute den 2. höchsten Leerwohnungsbestand der Schweiz verzeichnet. Kommt dazu, dass die SBB gar keine Pläne hat, ihr Leistungsangebote „Bahnhof Hammer“ auszubauen. Nicht mal die direkt profitierenden Läden sind geneigt, sich finanziell zu beteiligen!
Hoffnungslos enthusiastische Gruppierungen, allen voraus der Stadtplaner, fordern unbeirrt und lauthals die „PU-Hammer!“. Einst 25 Mio., heute 15 Mio, mag sie nicht zu überzeugen! Es liegen auch heute noch Abschätzungen der Benutzerfrequenz vor, welche Investitionen von 15 Mio. rechtfertigen würden. Doch zeigt ein Blick auf den Bauungsplan, dass kaum 200 Meter nord-östlich der fabulierten PU-Hammer der Rötzmatttunnel steht: Gross und geräumig, fast überdimensioniert. Dieser könnte mit minimalstem Aufwand und ein bisschen gutem Willen, wie auch schon im Parlament gefordert, zu einer glücklichen und kostengünstigen Lösung beitragen.
Unser konkreter Vorschlag lautet darum: Der Rötzmatttunnel ist in einen einspurigen befahrbaren Tunnel mit beidseitigen Gehweg und integrierten Fahrradspuren umzubauen! Für den stadtauswärts fahrenden Mobilsten macht es keinen Unterschied, wenn er vor dem Tunnel auf Grün warten muss. Zudem ist der Rötzmatttunnel so gross und belebt, dass kaum Gefahr besteht, ihn nachts nicht zu benutzen, im Gegensatz zu einer PU-Hammer!
Der Fussgänger käme, anstatt bei Bahnhof Hammer, zukünftig beim Parkplatz Rötzmatt auf die Nordseite des SBB-Bahndammes, der nähere Weg zur Innenstadt. Ebenfalls ergäben so die neu gebauten Treppen an der Dünnern Sinn.“
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Stadtpräsident Martin Wey beantwortet den Vorstoss im Namen des Stadtrates wie folgt:
Im Zuge der Planung ERO wurde ein Projekt zum Ausbau der Rötzmatt-Unterführung verfolgt, mit welchem die gewünschte Verlagerung des innerstädtischen Ziel- und Quellverkehrs von der alten Kantonsstrasse auf die Umfahrungsstrasse unterstützt werden sollte. Das Projekt sah eine Erweiterung des Querschnitts der Unterführung von heute 9.00m
auf 17.70m vor. Damit sollten eine separate Rechtsabbiegespur stadtauswärts sowie beidseitige Radstreifen und Trottoirs realisiert werden. Im Kostenvoranschlag aus dem Jahr 2007 wurden die Erstellungskosten auf total 17,9 Mio. CHF veranschlagt. Trotz dahingehender Bemühungen der Stadt konnte das Projekt nicht ins ERO-Projekt aufgenommen werden, da die Rötzmatt-Unterführung eine kommunale Strasse enthält. Für die Finanzierung wäre die Gemeinde allein zuständig gewesen. Das Vorhaben wurde darum verworfen. Übrigens war das Projekt nie als Alternative zur Fuss- und Veloverbindung Hammerallee/OSW, sondern als Anschluss-Projekt zur ERO gedacht.
Im Jahr 2013 konnte die Rötzmatt-Unterführung mit Geldern aus dem Agglomerationsprogramm 1. Generation betrieblich optimiert und aufgefrischt werden. Der enge Querschnitt wird nun für einen Velostreifen in Fahrtrichtung Gäustrasse sowie 2 m Gehweg stadteinwärts genutzt. Auf dieser Seite fahren die Velos im Mischverkehr. Die Funktionalitäten und die Verkehrssicherheit für den Fuss- und Veloverkehr sind damit erfüllt, der Komfort und die Attraktivität bleiben bescheiden.
Die Entlastungsstrasse (Gäustrasse) soll die Ortsdurchfahrten von Wangen b.O. und Olten entlasten; eines der primären Ziele des ERO-Projekts. Während in Wangen b.O. die Entlastungswirkung im prognostizierten Mass eingetreten ist (rund 50 % weniger Verkehr), ist diese Wirkung in Olten weniger hoch (rund 30 % weniger Verkehr). Die Modelle prognostizierten eine Abnahme von rund 45 %. Grund für die Abweichung ist unter anderem, dass die Anbindungen in Olten nicht vollständig nach Plan umgesetzt wurden. Einerseits sollte die Ausfahrt der Ringstrasse beim Café Ring unterbunden, andererseits die Unterführung Rötzmatt ausgebaut werden.
Obschon die Verkehrsumlagerungen von der Innenstadt zur ERO geringer ausfallen als im ERO-Projekt prognostiziert, ist der Knoten Rötzmatt während der Abendspitze schon heute stark ausgelastet. Durch die weitere Entwicklung von Olten SüdWest wird der Knoten noch deutlich mehr Verkehr bewältigen müssen. Mit den prognostizierten Verkehrsbelastungen für Olten SüdWest ist für den Zustand 2030 bereits mit der heutigen Verkehrsführung (2 Spuren in der Rötzmatt-Unterführung) während der Abendspitzenstunde mit Überlastungen auf allen Zufahrten zu rechnen.
Für die im Postulat vorgeschlagene einstreifige Verkehrsführung müsste eine sogenannte „Engpassregelung“ etabliert werden (s. Abbildung unten). Dabei würde vor und nach der Unterführung eine zusätzliche Signalgruppe (I29 und I30) eingefügt, die den „Engpass“ der Unterführung steuert. Indem der „Engpass“ ca. 70m Länge misst, müsste nach der Freigabezeit jeweils eine Zwischenzeit von ca. 13 Sekunden ablaufen, bevor der Gegenrichtungsverkehr freigeschaltet wird (vgl. Lichtsignalregelung bei Baustellen). Die Knotenauslastung würde dadurch während der Abendspitzenstunde um ca. 40% verschlechtert.
Spätestens mit der für den Endausbau OSW erwarteten zusätzlichen Verkehrsbelastung ist ein solches Regime/Szenario nicht realisierbar. Ein Rückbau des Knotens auf eine einstreifige Anbindung der Innenstadt würde zudem die Entlastungswirkung der ERO schwächen und zu Rücklagerungen auf die alte Kantonsstrasse führen.
Aus diesen Gründen empfiehlt der Stadtrat dem Gemeindeparlament, das Postulat abzulehnen.