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Olten nahm Abschied von seinen Kapuzinern
In einer prallgefüllten Stadtkirche Olten nahmen am letzten Tag des Monats April Behörden und Bevölkerung an einer emotionalen Feier Abschied von ihren Kapuzinern. Nach 378 Jahren trennten sich die Wege, betonte Stadtpräsident Thomas Marbet, der durch den vom Kammerorchester Sinfonietta der Schulen Olten umrahmten Anlass führte. Die Gemeinschaft der Kapuziner habe alle teilhaben lassen an ihrem Leben in und ums Kloster. Umgekehrt hätten sie teilgenommen am Leben in der Stadt. So seien Olten und die Kapuziner «fascht e Familie» gewesen. Das Kloster habe mitten im Trubel eine Oase der Ruhe und des Friedens gebildet, so der Stadtpräsident; die Stadt Olten werde daher bestrebt sein, die Anlage in einem würdigen Rahmen weiterzuführen.
Regierungsrat Remo Ankli setzte seine Grussworte im Namen der Kantonsregierung unter das Zitat von Goethes Osterspaziergang «Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein», mit dem auch er an das Gemeinschaftsgefühl mit den Kapuzinern anspielte, denen er ein herzliches «Vergelts Gott» mit auf den künftigen Weg gab. Und Vikar Benno Zünd dankte im Namen der Schweizer Kapuzinerprovinz der Oltner Bevölkerung für das Mittragen der Kapuziner über fast vier Jahrhunderte.
Stellvertretend für die sechs verbliebenen Kapuziner, die nun auf vier Klöster aufgeteilt werden, wertete Guardian Josef Bründler den riesigen Aufmarsch der Oltner Bevölkerung als letzten Akt einer langen Geschichte gegenseitiger Liebe. Er lobte Olten als attraktiver Standort für das Kloster mitten in der Stadt und die gelebte Ökumene – umso unverständlicher, so der scheidende Guardian mit viel Wehmut, dass ausgerechnet dieses Kloster aufgehoben werde. Dass er dabei die Herzen der Oltnerinnen und Oltner auf seiner Seite hatte, zeigte die Standing Ovation, die seinen emotionalen Worten folgte.
Den Abschluss der Redner – bevors zum öffentlichen Apéro vor der Stadtkirche ging – machte Fuko-Präsident Beat Loosli, der die fröhliche und verschmitzte Art der Kapuziner und ihre enge Verbundenheit mit der Oltner Fasnacht mit Ehrenplaketten der Fuko verdankte. Nicht zurückstehen mochte da die Einwohnergemeinde: Parlamentspräsidentin Yael Schindler Wildhaber übergab jedem der sechs letzten Kapuziner eine Erinnerungsfoto, welche André Albrecht von der «Klosterfamilie» im Klostergarten aufgenommen hatte.